A guided tour

02.05.03.     (Fotos + english)

Ich kenne mich schnell aus in neuen Gefilden. Trotzdem gehe ich gerne auf eine geführte Tour, wenn ich etwas Neues entdecken will. Es ist erstaunlich, wie viel man übersieht, wenn man sich alleine durch ein unbekanntes Gebiet bewegt. Nicht dass man sich darüber im klaren wäre, was einem alles entgangen ist.

Ich war schon einige Male auf Ulva, dem Schutzgebiet vor der Küste von Stewart Island, und habe dabei die älteste Pflanze der Welt übersehen. Schrecklich, das kann nicht so weiter gehen, habe ich mir gesagt, und eine Tour gebucht. Die erste Erleuchtung kam bereits nach 10 m auf Ulva. Die schwarzen Stämme der Büsche gleich nach dem Landungssteg waren nicht unvorsichtigerweise angesengt worden, sondern sind eine gut eingerichtete Futterstelle der Natur. Ein kleines Insekt steck in der Rinde und produziert mit seinem Hinterteil einen kleinen Zuckersüssen Tropfen. Diese Tröpfchen sind bei den Nektar fressenden Vögeln wie dem Bellbird heiss beliebt. Ein schwarzer Pilz siedelt sich dann an und so kommen die Sträucher zu ihrer rabenschwarzen Haut und dem wunderbaren Duft nach Honig. Ich habe das erste Stück Weg Bellbird Lane getauft, denn da wird von den naschhaften, musikalischen Vögeln ein ständiges Konzert gegeben. Ich habe die Vogelwelt auf Ulva gut kennen gelernt. Die meisten davon sind bedroht oder existieren nur in diesem Teil der Welt. Der South Island Saddleback mit seinem braunroten Sattel, die freundlichen kleinen Stewart Island Robin, der Futter suchende rot oder gelb gekrönte Parakeet , Brown Creeper, Grey Warbler mit seinem melancholischen Gesang, der Kaka, die dicke grosse Wildtaube, der Weka und die sehr seltenen Yellowhead und Riflemen leben hier friedlich zusammen und sind geschützt vor Raubtieren.

Es hat sich nicht viel getan hier in der Pflanzen und Tierwelt seit sich Neuseeland und Stewart Island vor 85 Mio. Jahren von Gondwanaland getrennt haben.

Einheimisch Bäume wachsen ausgesprochen langsam und werden sehr alt. Da gibt es Rimu, stünden sie in Europa, wären Zeuge von den Kreuzritterzügen gewesen und hätten vielleicht sogar einen Ast als Lanze für Richard Löwenherz geopfert. Rimu und die anderen Nadelbäume haben auch eine sehr altertümliche Weise um sich fortzusetzen. Anstelle eines Zapfens, auf den jeder Nadelbaum in Europa stolz gewesen wäre, produzieren diese Podocarp Bäume eine kleine Frucht am Ende ihrer Äste. Diese Früchte sind hier Leckerbissen für die Wildtauben und andere tierische Gourmets. Der Samen im Kern dieser Frucht wird zusammen mit seinem persönlichen Düngerpäckchen von den Vögeln wieder hergegeben und sichern so den Fortbestand der Art.

Mein Lieblingsbaum ist jedoch die Southern Rata. Sie hat zur Weihnachtszeit wunderschöne dunkelrote Blüten und wird deshalb auch Weihnachtsbaum genannt. Nicht genug damit, ihre jungen Blätter sind rot und geben einen schönen Kontrast zum Rest des Waldes ab. Das allein macht es jedoch nicht zu meinem Liebling. Obwohl der Rata seine Rinde in dünnen Streifen abwirft um sauber zu bleiben, ist er ein sehr gastfreundlicher Baum. Je älter und krummer er wird, desto mehr Platz bietet er für Untermieter an. Es wachsen Orchideen, Farne, auch Baumfarne und andere Bäume wie Miro, Totara oder Lancewood auf ihm, ohne zu schaden. Schlussendlich sieht der Baum aus wie ein Mehrfamilienhaus.

Lancewood ist ein weiterer Überlebender aus der Dynosaurierzeit. In jungen Jahren wächst er ganz gerade, ohne Seitenäste zum Licht. Seine Blätter sind lang, gezähnt und sehr zäh. Später, wenn er eine gewisse Höhe erreicht hat, wachsen Äste und seine Blätterwerden oval und haben keine Zacken mehr. Sie gleichen dann Rhododendron Blättern. Diese Strategie hat der Lancewood wahrscheinlich wegen des ancient Moa entwickelt. Der Moa war ein gefrässiger Riesenvogel in der Art der Strausse. Die Äste und die weicheren Blätter haben sich erst ausserhalb der Reichweite des Moa gebildet.

Die spektakulärste Pflanze ist über 450 Mio. Jahre alt und sieht völlig unscheinbar aus. Botaniker geraten bei ihrer Ansicht in Ekstase. Die Pflanze hat einen unaussprechlichen Namen: „Tmesipteris tannensis”. Was aussieht wie ein Zweig mit harten Blättern auf alle 4 Seiten, ist jedoch ein einziger Stamm mit breiteren Auswüchsen für die Photosynthese. Die Pflanze gehört zu den ältesten Pflanzen der Welt.

Hättet ihr diese sensationelle Pflanze ohne Guide gefunden? Ich nicht.

Etwas 570 Mio., Jahre alt sind die Brachiopods. Das sind muschelartige Lebewesen, die ihre Schalen mit einem Scharnier zusammenhalten. Sie sehen aus wie Aladdin’s kleines Öllämpchen. Mit etwas Glück kann man die leeren Schalen an den verschiedenen Stränden finden.

Zurück auf Stewart Island gibt es auch einige Entdeckungen zu machen. Sam und Billy the Bus oder Oban Tours bieten eine unterhaltsame Bustour auf dem gesamten Strassennetz der Insel von 20 km an. Vielleicht lüften sie sogar das Geheimnis des alten Telephon’s im Baum? Der Rest der Insel kann per Schiff erkundet werden. Es gibt verschiedene Angebote, wie zum Beispiel ein Glasbodenboot welches zu den Lachs- und Muschelfarmen hinausfährt, oder Touren die weitere Sehenswürdigkeiten und historische Orte im Paterson Inlet aufsuchen.
 

Above: Filmy Fern is only  one cell thick. 

Left:
Brachiopod one of the oldest creatures on earth.

Below:
Tmesipteris has grown unchanged for 400 Mio years

A guided tour
I praise myself to be a person who knows her way about town. Still I like going on guided tours. It is amazing how much one can overlook if one ambles alone through an unknown territory. Not that one would know that, nor how much was missed.

I have been several times on Ulva Island, the pest free sanctuary just off Stewart Island and have overlooked the oldest living plant on earth. Shocking, that would not do, I said to myself and booked a tour. I had my first revelation already just 10 m away from the boat. The black stems of the shrubs just off the landing were not the result of a fire some one had ignited, but a carefully thought out feeding structure of Mother Nature. Some tiny little insects live on the bark. They ooze a very sweet secretion in minute little droplets, which are highly sought after by Bellbirds and other birds with a sweet tooth. Incidentally this secretion also attracts a little black fungus; hence the black stems and sweet honey smell of the shrubs. I christened the first part of the walk as bellbird lane, since these very musical birds seemed to be all around us. I have gotten to know the birdlife on Ulva Island, which is very special, since most of these birds are very rare or non-existent in the rest of the world. The South Island Saddleback with its red brown saddle, the friendly and trusting South Island Robin, the foraging red and yellow crested parakeets, the brown creepers or grey warblers with their melancholy song, the Kaka, Kereru the plump wood pigeon and the Weka all live happily together with some new comers like the Yellowhead and the Riflemen.

Since New Zealand and Stewart Island have parted from ancient Gondwanaland a mere 85 Mio years ago, not much has changed in the plant life here. Endemic trees are very slow growing and become very old. There are Rimu, which, if they were in Europe, would have seen the first crusades to the Middle East. Some of their branches could have been used as lances for Richard the Lion hearted. These trees also have a very old fashioned way of reproducing themselves. Instead of having a cone, as every other needle tree would be proud of, they carry one single little fruit at the end of their twigs and call themselves a podocarp, a foot fruit. These fruits are highly sought after by the Kereru and other birds, which excrete the seeds firmly packed in their own little fertilizer package and thus ascertain its survival.

My favourite tree is the Southern Rata. It has beautiful red flowers, which gave it its nickname, the Christmas tree. This alone does not yet make it to my special favourite. After the bloom it sprouts lovely red young leaves. Even though it does shed its bark in long thin strips in order to keep its outside clean, it is a very hospitable and friendly tree. The older and more crooked it gets, the more it allows other plants to settle on its branches. These plans are epiphytes, which means, that they do not harm the host tree. An old rata looks like an apartment tree. It has tenants on all levels. Some of them ferns even tree ferns, orchids, and other trees like Lancewood trees, Rimu, Miro etc.

Talking about Lancewood, another primitive ancient tree. In its younger stage it really looks like a long lance with some long spiky, leathery leaves on top, no branches. Once it matures it branches out and forms longish oval leaves, which look much, like a rhododendron. It is believed, that this tactic was a protection against the ancient Moa, a giant flightless bird, much like an Emu or Ostrich but bigger. The softer leaves and branches would only have grown outside the reach of the Moa.

The most spectacular remnant from as far back as 450 Mio years looks very nondescript. Only botanists can really appreciate its significance. It is called an unpronounceable “Tmesipteris tannensis”. What looks like a little twig with leaves to four sides is really just a stem with oval extensions for the photosynthesis. It belongs to the oldest surviving plants of the world.

Would you have been able to spot that sensational plant without a guide? Neither would I.

Going further back in time there are three species of ancient clam-like animals called brachiopod, which have been unchanged since 570 Mio. Years and belong to the oldest living things on earth. The shells look like little oil lamps from Aladdin’s cave and have hinges. They are found on certain beaches on Stewart Island.

Back on Stewart Island there are also quite a number of hidden treasures to be discovered. Sam and Billy the bus or Oban tours give a very entertaining bus tour showing the sights on the whole of the 20 km of roads. They might even tell you the story of the old telephone on the tree. The rest of the Island is to be explored via Boat. There are a number of offerings available, including one with a Glass bottom boat to the Mussel and Salmon Farm, or one showing the sights of Paterson Inlet.