Kia Ora

10.04.03.      (Fotos + english)

Tena koutou katoa. Nau mai haere mai ki Te Papa Atawhai

Mit diesen Worten beginnt in Neuseeland die traditionelle Begrüssung von offiziellen Anlässen in Maori. Immer wird darin auch das Whakapapa, die Abstammung und die Familienbande bis zurück zum ursprünglichen Kanu, in der Maorisprache Waka genannt, auf welchem die Vorfahren in Urzeiten von Hawaiiki nach Neuseeland kamen, vorgetragen. Dabei werden jeweils der wichtigste Berg, Fluss und das nächste Meer vom Herkunftsort genannt.

Der ursprüngliche Maori Name von Stewart Island war: Te Punga o Te Waka a Maui, Maui’s Ankerstein. Als Maui in seinem Waka (Kanu) von Hawaiiki herkam ankerte er und fing einen grossen Fisch. Die Südinsel von Neuseeland stellt das Kanu dar, die Nordinsel den gefangenen Fisch und Stewart Island war der Ankerstein. Deshalb hat das Eingangstor zum neuen Rakiura Nationalpark in Lee Bay die Form von grossen Kettengliedern. Eine weitere Geschichte beschreibt wie der grossen Walfisch Te Ara a Kiwa zu müde war um rund um Stewart Island herum zu schwimmen und einfach ein Stück Land zwischen der Südinsel und Rakiura heraus gebissen hat. Diese Landmasse hat er dann aus seinem Atemloch geblasen. Daraus sind die kleinen Muttonbird Inseln in der Foveaux Strait entstanden.

Der meistbenutzte Name für Stewart Island ist Rakiura, Land of the glowing Skies. Die Geschichte der Maori auf Rakiura ist eng mit den ersten Pakeha, oder Europäern, verbunden. Die alt eingesessen Stewart Isländer, deren Stammbaum bis zu sechs Generationen zurückreicht, können mindestens teilweise Maori Abstammung nachweisen. Das hat seinen Grund.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat die Maori Bevölkerung hauptsächlich am Neck gelebt. Just zu dieser Zeit kamen die ersten Männer, alle aus Schottland und Irland auf der Jagd nach Seehunden in diese Gegend. Sie fanden hier ein angenehmes Klima und günstige Lebensbedingungen vor. Viele der Jäger haben sich hier niedergelassen, sich mit Maorifrauen verheiratet und Familien gegründet. Das erklärt, weshalb die Maoris auf Rakiura meist Europäische Namen haben.

Die Pakehas brachten jedoch nicht nur Gutes. Sie schleppten viele Krankheiten ein, gegen welche die Ureinwohner nicht immun waren. So brach um 1840 eine grosse Masernepidemie aus. Die angesteckten Maori haben sich auf Native Island am Eingang zu Paterson Inlet in Quarantäne zurückgezogen, damit nicht noch mehr angesteckt würden. Sie waren jedoch der Krankheit nicht gewachsen und starben alle. Native Island wurde zu einem einzigen grossen Friedhof. Die Kinder fürchten sich heute noch vor den dort angeblich umher irrenden Geistern ihrer Vorfahren und meiden die Insel.

1864 hat die britische Krone den Maori Rakiura für £ 6000 abgekauft. Das Geld wurde teils an die Maori verteilt und sollte teils auch für Bildungszwecke verwendet werden. Die Maori welche damals auf Rakiura ansässig waren, wurden als Rakiura Maori bezeichnet und haben sich bis heute noch gewisse Rechte gesichert.

Sie behielten den grössten Teil ihrer Mutton Bird Inseln. Dort brüten die Sooty Shearwater in Erdhöhlen. Diese Vögel werden auch Mutton Birds oder Titibirds genannt. Jedes Jahr vom 1. April bis Mitte Mai werden die Jungtiere „geerntet“. Die Maori gehen dabei seit Jahrhunderten sehr ökologisch vor. Obwohl sie zwischen 200'000 und 300'000 Vögel pro Jahr fangen, ist der Bestand immer etwa gleich geblieben. Jede Familie hat dabei die eignen Jagdgründe. Die Maori ziehen mit ihren Familien für diese Zeit auf die Inseln. Früher fuhren die Familien in kleinen Fischerbooten über die manchmal stürmische See zu den Inseln, heute fliegen einige komfortabel mit dem Helikopter und nehmen den Generator und die Gefriertruhe mit. Die Rechte zum Titibird fangen vererbt. Eingeheiratete Familienmitglieder haben keine eigenen Rechte und können nur auf die Inseln wenn ein blutsverwandtes Familienmitglied dabei ist. Falls ein Familien Mitglied stirbt und einen eingeheirateten Ehepartner hinterlässt, kann dieser nur noch mit den Kindern auf die Insel, und wenn diese schon erwachsen sind, ist der Ehepartner nur noch ein Jahr berechtigt mit zu gehen.

Die Jagd auf Titibirds ist harte Knochenarbeit bei manchmal eisigen Temperaturen. Nur bestimmte Vögel dürfen geerntet werden und es braucht Jahre lange Erfahrung, um diese dann aus den Nestern zu holen. Dabei liegt der Jäger am Boden und versucht mit ausgestrecktem Arm in der Höhle einen Jungvogel zu ertasten und soweit heraus zu locken, damit er ihn packen kann.

Albinos sind tapu. Wenn doch einmal einer aufgestöbert wird, bringt das Unglück. So hat vor einiger Zeit ein Jäger diese Regel missachtet und trotzdem einen weissen Jungvogel getötet. Auf die nächste Saison hin hat er sein Bein gebrochen und in der Saison darauf wurde er krank, so dass er nicht auf Jungvogelfang gehen konnte. Dazu kamen weitere Hinderungsgründe und er wurde so vom Unglück verfolgt, dass der Albino Titibird der letzte Vogel war, den dieser Jäger je gefangen hat. Er ist nie wieder auf die Inseln zurückgekehrt.

Die Titibirds werden gerupft, ausgenommen und im eigenen Fett geschmort. Nach traditioneller Methode wurde dann aus Kelp ein Behälter gefertigt worin 8 bis 10 Vögel Platz hatten, dann wurde das Fett darüber gegossen, und der Behälter mir Flax fest verschlossen. Die Kelp Behälter wurden dann mit Totara Rinde umwunden und durch ein Geflecht aus Flax umgeben. Mit dem natürlichen Meersalz welches im Kelp vorhanden ist, waren die Vögel etwa 4 Jahre lang konserviert. Diese Verpackung war ökologisch vollständig abbaubar. Heutzutage werden die Vögel in Plastikbehältern aufbewahrt und sind nur noch 3 Jahre haltbar. Nicht alles was modern ist, ist auch besser, aber sicher einfacher zu handhaben.

Auf Rakiura haben sich die Maori und Pakehas so vermischt, dass beide Kulturen ganz selbstverständlich gleichwertig zusammenleben. Im Gegensatz zu den Maori des Nordens, haben die Ngai Tahu des Südens keine gemeinsamen Maraes oder Versammlungshäuser. Sie erachten ihre eigenen Wohnhäuser als Treffpunkte. So ist auch zu begründen, weshalb nirgends geschnitzte Tore oder andere mit Maori Kultur assoziierte Kultursymbole zu sehen sind.
 
Die Schnitzerei im DoC Gebäude auf Stewart Island illustriert die Sage wie Kewa der Walfisch die Foveaux Strait aufgerissen hat.
Grün: Kewa der Walfisch
Gelb: Tangaroa, Gott des Meeres
Blau: Heketangawainui, Frau von Tangaroa
S-förmige Figuren stellen die Wellen dar
Die anderen Hintergrundfiguren sind Titibird Inseln

The carving in the entrance hall of the DoC building on Stewart island tells the story of how Kewa the right whale ate his way through Foveaux Strait .
Green: Kewa the big whale
Yellow: Tangaroa, god of the Sea
Blue Heketangawainui, wife of Tangaroa
The S shaped figures are the waves
Other background figures are of Titi bird Islands

 

Kia Ora

Tena koutou katoa. Nau mai haere mai ki Te Papa Atawhai.

All official functions in New Zealand begin with these greetings in Maori. The whakapapa, the origins of the speaker back to its ancestors and the name of the waka, the canoe in which the ancestor sailed from ancient Hawaiiki are always part of the welcome. The Mountain, the river and the sea of origin of the speaker are always mentioned.

The original Maori name of Stewart Island was: Te Punga o Te Waka a Maui, the anchorstone of Maui’s Canoe. When Maui came from Hawaiiki in his Waka (canoe) he anchored and caught a big fish. The South Island of New Zealalnd is the waka, the North Island the fish and Rakiura is the anchor stone used by Maui. That explains the Monument at the entry to the new Rakiura National Park in the form of an Anchorchain. Another legend talks of Te Ara a Kiwa, the big right whale who was too tired to swim around Rakiura and took a big bite out of the South Island, opening Foveaux Strait. The bits he blew out of his blowhole landed as the small Titibird Island in the strait.

The name now mostly used for Stewart Island is Rakiura. The history of the Maori on Rakiura is closely linked to that of the Pakehas, the white men. The old families who can look back over 6 generations here on the island have all some Maori relations, and this has its reasons.

At the beginning of the 19th the Maori mostly lived on the Neck. It so happened that just then the first sealers, men from Scotland and Ireland, came to the area. They liked the climate and found Stuart Island a lovely place live. Soon they married Maori women and started families. That is why the Maori descendants on Rakiura mostly have European names.

Unfortunately the Pakehas did not only bring good things. They brought many illnesses against which the Maori were not immune. In 1840 an epidemic of measles broke out. The ill Maori went to Native Island into quarantine in order not to spread the epidemic. Sadly, all Maori on the Native Island died. It became one large cemetery. Up to today children still fear the supposedly haunted ghosts of those ancestors and don’t like going there.

In 1864 the crown bought Rakiura from the Maoris for £ 6000. Some of the funds were to go to the Maori and some towards educational projects. The Maori who were living on Rakiura at that time, were called Rakiura Maori and kept some special rights.

They kept the largest part of their Mutton bird or Titibird Islands, that is were the Sooty Shearwater called Mutton bird nest earth burrows. Every year between April 1 and Mid May the young birds are harvested. For centuries the Maori had a very balanced ecological way of hunting these birds. Every year between 200’000 and 300’000 birds are taken, without an impact of the overall population. Each family have their own Titibird Region. For the time of the harvesting whole families move to the Titibird Islands. In the olden days that was done with rickety boats over heavy seas, now some of them fly comfortably in with the helicopter, generator and deep freezer.

The right to go Titibirding is passed on from generation to generation. Outsiders married to a family member only have the right to go to the Islands, if they are accompanied by a full family member. Should the full family member die, the married spouse can only accompany their children to the islands until they are adults. After that, they have one year in which to pack up their belongings and cannot go to the Islands anymore.

The hunting of Titibirds is hard work at sometimes icy conditions. Only specific birds can be harvested and it takes years of experience to get them. The hunter lies on the ground and reaches with one arm into the burrow, where he tries to incite the chick to come out and be caught.

Albino birds are tapu; to touch these birds is considered very unlucky. A while ago a hunter defied this tapu and killed an Albino anyway. Before the beginning of the next season he broke his leg. Then he got sick and some other misfortunes befell him so that he never again was able to go back to the Titibird Island, the Albino chick was the last one he had hunted.

The Titibirds get plucked, cleaned and then cooked in their own fat. According to the traditional method a bag is fashioned out of kelp. Then 8 to 10 cooked birds are placed inside in and their grease is poured over the top. The bag is then closed and a protective layer of Totara Bark is fixed around it and held together with some woven flax. With this method the Mutton birds can be conserved up to 4 years. This method is ecological and completely biodegradable. Today, the birds get placed into plastic containers and can be kept for 3 years. Modern times are not always better, but for sure is easier to use.

On Rakiura Maori and Pakeha have completely mixed, so that both cultures naturally co-exist on an equal basis. Contrary to the Maori tribes of the North, the Ngai Tahu of the South do not have communal Maraes to gather. They consider their homes as their natural meeting place. This explains, why no carved portals or other artefacts associated with Maori culture can be publicly seen on Rakiura.