Riding to Pegasus

15.02.03.     (Fotos + english)

Stewart Island heisst in Maori „Rakiura“ und das bedeutet: Land des strahlenden Himmels. Die Sonnenauf- und Untergänge sind hier spektakulär. Sonnenuntergänge haben wir schon verschiedentlich miterlebt. Leider finden die noch schöneren Sonnenaufgänge zur falschen Zeit statt. Aber am Samstag hat es Beat gepackt. Um 6.30 hat er mich mit dem Gebrüll „Hey, die Sonne geht auf!!“ aus den Federn geworfen. „Big deal, macht sie auch ohne mich“ und wollte mich nochmals unter die Decke zurück schleichen. Aber, hart wie er ist, hat Beat schon die Vorhänge zurückgezogen und so fügte ich mich halt. Der Plan war noch etwas unausgereift, wir mussten zuerst Osten suchen. Nein, der war nämlich nicht da, wo es schon am hellsten war. Mit Kompass und Karte erstiegen wir den höchsten Punkt des Golfplatzes, von wo wir eine gute Rundsicht hatten. Die Sonne konnte kommen, wo sie wollte, wir waren gerüstet. Sie liess sich nicht lumpen. Zuerst Morgenrot, dann Morgengold, und dann kam sie noch persönlich. Wunderbar. Und jetzt? Knapp sieben Uhr, noch nicht einmal die Zähne geputzt oder gefrühstückt. Aber da war doch noch die Aurora Australis, zu Deutsch etwa „Morgenröte“ ein passender Name, die heute zum Port Pegasus ganz ans südliche Ende von Stewart Island fährt? Wir packten das Notwendigste zusammen, kauften im Ship to Shore garantiert ganz frische Sandwichs die vor 10 Minuten geliefert wurden und fanden uns rechtzeitig an Bord ein.

Die Aurora Australis ist ein zwei Jahre altes Fischerboot, das im Juni bis September auf Langusten- und Fischfang fährt. Sie ist mit den modernsten Navigationsinstrumenten ausgerüstet und sehr komfortabel eingerichtet mit Salon, Gally, Toiletten etc. und könnte bis 10 Schlafplätze anbieten.

Mit einer heissen Tasse Tee in der Hand sind wir ins Meer gestochen. Auf der Pazifik Seite des Neck zeigte uns der Skipper die traurigen Überreste der gestrandeten Pilot-Wale. Man weiss nicht, warum immer wieder Wale stranden, nimmt aber an, dass ihr ausgeprägtes soziales Verhalten dazu führt, dass wenn ein Pilot-Wal strandet, die ganze Herde nachfolgt.

Einige Buchten weiter begegneten wir den hunderten von Sooty Shearwater oder Muttonbirds, die von Maoris hoch geschätzt werden und nur von ihnen geerntet und gehandelt werden dürfen. Von Mitte April bis Ende Mai sind gehen die Maori auf ihre Muttonbird oder Titi Inseln und nehmen ca. 200'000 bis 300'000 Jungvögel aus den Nestern. Das ist harte Arbeit. Danach werden die Vögel gerupft und eingesalzen, sie halten sich dann bei entsprechender Lagerung bis 3 Jahre. Die Titibirds gelten als grosse Delikatesse. Diese Tradition ist schon Jahrhunderte alt und hat dem Bestand der Muttonbirds in keiner Weise geschadet.

Je weiter südlich wir kommen, desto felsiger wird Stewart Island. Im Norden hat es fast nur Sand, Torf und wenig Erde. Bei Port Adventure, an der Steinküste sonnten sich einige Seehunde und liessen sich von uns nicht stören. Hier sind die Berge aus Granit und anderen harten Gesteinen. Der Hauptgebirgszug heisst Tin Range, Zinnberge. Hier wurde ca. 1880 denn auch nach Zinn gesucht. Gefunden wurde etwas Silber, etwas Gold und andere Stoffe wie Wolframit etc. und ca. eine Tonne Zinnhaltiges Gestein. Es herrschte hier kurzzeitig ein richtiger Zinnrausch. 144 Claims wurden in dem unwirtlichen Gebiet abgesteckt. Wegen der starken Winde wachsen hier Bäume nur noch in Bonsaigrösse. Der Rausch dauerte denn auch nicht lange. Aus dieser Zeit stammen jedoch noch viele Zeugen der Besiedelung in und um Port Pegasus. Es hatte hier sogar eine Poststation und ein Hotel. Als besondere Merkmale ragen Gog und Magog, zwei markante Bergspitzen, in den Himmel.

Port Pegasus ist eine grosse verzweigte und geschützte Bucht mit vielen Inseln und einigen Geheimnissen. Eines davon ist die Schmugglerbucht. Den Eingang sieht man vom Wasser aus kaum, wenn man nicht weiss wo er ist. Geschmuggelt wurde vor allem Hochprozentiges welches von den Norwegischen Walfangschiffen weit weg vom Auge des Gesetzes auf lokale Boote umgeladen wurde. Amerikanische Schiffe brachten jedoch auch Schwarzpulver für die Maori Kriege im Norden.

Nicht weit von der Schmugglerbucht rauscht der Belltopper Wasserfall mit braunem, Moorwasser die verschiedenen Stufen hinunter. Seinen Namen bekam er von einem etwas überheblichen Fremdenführer im 19. Jahrhundert, der hier seinen ganzen Stolz, nämlich seinen Zylinder bzw. Belltopper Hat, im Wasser verlor.

Kurz vor dem Mittagessen landeten wir mit dem Gummiboot an einem bewaldeten Strändchen. Nichts Böses ahnend gingen wir etwa 50 m in den Wald hinein. Plötzlich hörten wir rund um uns herum ein Knurren und Raunzen, das uns das Blut in den Adern gefrieren liess. Wir sahen uns Auge in Auge mit den grössten Seelöwen der Welt. Es lagen überall bärengrosse, dunkelbraune Bullen im Moos unter den Bäumen herum, die uns argwöhnisch beäugten. Zum Glück war schon Februar. Während der Brunftzeit im Dezember und Anfangs Januar sind die Bullen sehr aggressiv und man kann sich nicht in ihre Nähe wagen. Auch so haben wir immer wieder über die Schulter nach hinten geschaut als wir wieder zum Dinghy gingen.

Langsam zog der Wind etwas an und der Skipper steuerte wieder auf 360 Grad Nord dem Heimathafen entgegen. Unterwegs begleiteten uns riesige Royal Albatrosse und kleinere Mollymawks mit ihren Flugkünsten, die sich an den Überresten des letzten Fischfangs der Aurora gütlich taten. Wir sahen bei unserer Rückkehr gerade noch die Sonne wieder ins Meer entschwinden.
 

Riding to Pegasus
The Maori name for Stewart Island is „Rakiura“ land of the glowing skies. The sunrises and sunset are really spectacular here. We have already participated in quite a number of sunsets, mostly as spectators, but the sunrises have so far eluded us. Unfortunately, they happen at the wrong time. Well, on Saturday, Beat could not hold back any longer. At 6.30 AM he shouted in my sleepy ear: “Hey the sun rises!” and tugged at my coverlet. “Big deal, she does that without my explicit consent” and wanted to go back to sleep. But, tough as he is, Beat had already drawn the curtains back and I went the way of least resistance, I got up. The plan was still somewhat hazy, because we had to seek East first. No, it is not where it is the lightest at this time of day. We took the map and the compass and professionally navigated us to the highest point on the Golf Course, where we had a lovely view to all sides. We were ready; the sun could come whenever it pleased her. Well, she put on a worthwhile spectacle. First a reddish glow, than a golden beam and then she came herself. Wonderful. And now? Not quite 7 AM, and we were out and about, albeit without having brushed our teeth yet, leave alone had breakfast. But wasn’t there the Aurora Australis? A fitting name since it translates roughly to morning glow. She was scheduled to go to Port Pegasus all the way in the south of Rakiura. We got the necessary stuff together, bought some really fresh sandwiches; they were just delivered, and went aboard.

The Aurora Australis is a two-year-old fishing vessel with all mod cons on board. She has got all possible navigational instruments, a large lounge, a galley, two toilets/shower and sleeping quarters for 10 people.
With a hot cup of Tea in our hands, we left the harbour. The skipper showed us the sad remnants of the stranded pilot whales when we passed the pacific side of the Neck. It is not yet known why these whales strand every now and then. A theory has it, that the pilot whales have very tight social net and if one of them beaches for whatever reasons, the rest follows in order to help.

A couple of miles farther we encountered hundreds of Sooty Shearwater or Mutton-birds. These birds are also called Titbirds and play a big role in the life of Maori. Every year around Mid April till End of May, the Maori go to their traditional Titbird Islands and catch about 200’000 to 300’000 young birds in their boroughs. This is no easy work. The birds then get plucked and salted away. Properly stored, they last about 3 years. Titibirds are big delicacy. The traditional way of titibirding has not influenced the numbers of Mutton-birds at all over the last centuries.

The farther south we get, the more rocks there are on the island. In the north there is hardly any rock, it is mostly clay and peat with a very shallow layer of soil. Near Port Adventure we saw a family of fur seals sunning on the rocks. Here the mountains are granite or other hard rock. The major mountain chain is called the Tin Ranges. There was tin to be had in the 1880, but very little. Silver and a little gold and Wolframite were also found. All in all 1 ton of tin ore was taken out. For a short while there was a real tin rush. 144 claims were staked; there was even a Post Office here. There are a number of remnants from those days. The harsh wind and weather conditions and the little ore terminated the rush rather quickly. Trees grow only to the size of a bonsai here. Gog and Magog, two remarkable Mountain Peaks are seen from all angles.

Port Pegasus is a large Inlet with many islands and bays, which bear a number of secrets. One of them is the smuggler’s cave. If you do not exactly know where the entrance is, you will not be able to find it. Mostly high percentage alcohol from the Norwegian whalers was smuggled here, but also black powder brought by American ships which was used in the Maori wars in the north.

Not far from the smugglers cave lie he beautiful Belltopper falls. The falls got their name through a rather high nosed travel guide in the 19th century who always wore his Belltopper Hat. One day, this hat fell into the falls, hence its name.

Shortly before lunch, we landed on a little, hidden, densely wooded beach with our rubber dinghy. Without any premonition, we went ashore and about 50 m into the forest, when a huge roar and other menacing noises petrified us. We were eye to eye with the largest Sea lions of this earth. Some brown furry, bear like bulls were lying on the forest floor and saw their siesta disturbed. Luckily it was already past January, when the bulls in heat would have been very aggressive and anything else but friendly. Nevertheless we covered our backs when we retreated to the Dinghy

Gradually the wind increased and the skipper turned the Aurora Austral is to 360 degrees north, direction home. On the way we enjoyed the company of large Royal Albatrosses and a lot of Mollymawks, who just loved the remnants of the last fishing trip of the Aurora. We arrived home with the last rays of the setting sun.