Keeper of the wilds

13.03.03.     (Fotos + english)

Wie fühlt man sich, wenn man in einem Nationalpark wohnt? Seit 2002 sind 80 % von Stewart Island im jüngsten Nationalpark von Neuseeland zusammengefasst. Ausgenommen sind lediglich Oban, er einzige Ort auf der Insel und Umgebung, wo die meisten der 390 Einwohner zu Hause sind und einige Ländereien im Süden die den Maori gehören. Trotzdem gibt es Zielkonflikte.

Konzert der Natur
Für die Tiere und die Natur ist ein Nationalpark natürlich einmalig. Wir leben hier täglich mit den immer wieder wechselnden Gesängen von Vögeln, die es anderswo gar nicht mehr gibt oder auch nie gab. Das Department of Conservation (DoC)unternimmt riesige Anstrengungen um die natürlichen Pflanzen zu schützen und eingeschlepptes Unkraut zu bekämpfen. Nun versteht nicht jeder dasselbe unter Unkraut. Was bei uns in einem schönen Garten hochgeschätzt wird, wird im Nationalpark ausgemerzt. Darunter gehören orange blühende Montbretien, das Marram Gras, welches in anderen Ländern als Dünenbefestigung bevorzugt wird, aber auch Darwins Berberitzen, Ginster und weitere Schönheiten.

Unter den einheimischen Vögeln hat es viele Bodenbrüter. Einige Vögel, wie der Kiwi, Weka und Kakapo können gar nicht fliegen um sich in den Baumkronen ein sicheres Nest zu bauen. Die grössten Feinde sind da die verschiedenen eingeschleppten Rattenarten. Ganz besonders, das als Pelztier eingeführte Possum welches in Australien geschützt ist, wird hier in Neuseeland gejagt und gehasst wie die Pest. Verwilderte Katzen sind schon nach 1 bis 2 Generationen nicht mehr zu zähmen. Sie verwandeln sich zurück in die ursprüngliche Wildform und nehmen auch wieder die Tarnfarbe an. Sie, wie auch die domestizierten Katzen, bedrohen die Vogelwelt von Stewart Island. Sogar die ausgesetzten Rehe und Virginia Whitetail Hirsche stellen eine Gefahr dar. Ihr Beitrag zur Umweltzerstörung liegt darin, dass sie viele einheimische Pflanzen die nur hier oder nur in Neuseeland vorkommen, bis auf den Grund abfressen und so auch einigen einheimischen Vogelarten die Lebensgrundlage nehmen. Das Bejagen auf Stewart Island ist äusserst schwierig, da das Terrain hauptsächlich von Wald mit Pflanzen wie dem Supple Jack, einer sehr dicken, holzigen und zähen Lianenart bedeckt ist die ein fast undurchdringliches Hindernis darstellen.

Das Hauptanliegen von Brent Beaven, Verantwortlicher für Biodiversität auf Stewart Island und den umliegenden Inseln, ist die Erhaltung von einheimischen, und die geschützte Aufzucht von bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Die vorgelagerte kleine Insel Ulva wurde vor einigen Jahren durch massiven Fallen- und Gifteinsatz von allen Ratten und anderen Raubtieren befreit. Sofort wuchsen wieder Pflanzen nach, die vorher fast zu Tode genagt wurden und Vögel siedelten sich an, die sich hier wieder sicher fühlen. DoC hat in den letzten Jahren einige bedrohte Vogelarten wieder erfolgreich auf Ulva angesiedelt, so den fast ausgestorbene Saddleback, den Stewart Island Robin, den Yellowhead und nun auch den Rifleman. Wir konnten dabei sein, als die ersten Riflemen auf Ulva freigelassen wurden. Brent und seine Crew haben die ersten 10 Vögel auf Codfish Island, einer für Touristen gesperrten Schutzinsel, eingefangen und mit dem Heli nach Stewart Island geflogen. Mit dem DoC Boot Jester kamen sie auf Ulva an. Die Neuankömmlinge wurden feierlich empfangen. Michael Skerritt, der Vertreter der Rakiura Maori, hat alle Tapus verscheucht und die Vögel auf Ulva willkommen geheissen. Peter Goomes, der Vorsitzenden des Ulva Island Trusts und damit teilweise Geldgeber für die Aktion hat ihn dabei unterstützt. Danach wurden die Vögel von Phred Dobbins vom DoC in die Freiheit entlassen. Inzwischen wurden etwa 30 Vögel freigelassen die sich sehr wohl zu fühlen scheinen.

Vor 2 Jahren wurden etwa 30 gefährdete Saddlebacks angesiedelt, heute sind es schon 100. Die meisten freigesetzten Vogelarten können nicht sehr weit fliegen und bleiben mit grossem Erfolg auf Ulva. Einige der schlauen und zutraulichen Robins haben es jedoch geschafft wieder in ihre alte Heimat am Freshwater River zurückzufliegen. In Luftlinie sind das ca. 20 km, grösstenteils über Wasser. Bis dahin nahm man an, dass diese kleinen Vögel nur etwa 200 m weit an einem Stück fliegen können. Die Tierwelt hier ist immer wieder für Überraschungen gut.

Natur pur an den Wanderschuhen
Dale Chittenden ist Programme Manager für alle Besucher Annehmlichkeiten im Nationalpark. Dazu gehören die Erhaltung der ganzen Tracks, der vielen Brücken, Hütten und den Jäger-Camps. Mit etwa 55'000 Besuchern pro Jahr welche das Besucherzentrum frequentieren, ist da ganz schön was los, besonders da sich diese vor allem geballt im Sommerhalbjahr einfinden. Die meisten Besucher spazieren über die kurzen, nahen Tracks zu den örtlichen Sehenswürdigkeiten. Aber etwa 800 bis 1000 wollen einen der Great Walks unternehmen, das heisst, dass sie zwischen 3 und 12 Tage mit ihrem gesamten Hausrat auf dem Rücken unterwegs sind. Die DoC Hütten sind je nach Track mit mehr oder weniger Komfort und Schlafplätzen ausgerüstet. Sie haben alle einen Regenwassertank und ein Toilette in der Umgebung. Alles andere muss mitgetragen werden. Durch die vermehrte Nutzung sind einige Stellen dieser Tracks so sehr verschlammt, dass die Hiker bis über die Knie einsinken. Das DoC verbessert die Tracks nur, wenn es damit die Umwelt verbessern hilft, das heisst, wenn damit die Natur neben den Tracks geschützt werden kann. Die Kniegelenke der Hiker sind nicht ihre Sorge.

DoC beschäftigt für etwa 4000 Arbeitstunden pro Jahr Freiwillige um sicher zu gehen, dass die Tracks sicher und die Hütten in guter Ordnung sind. Dieses Jahr wurden einige Hütten vergrössert. Allerdings wurde eine alte Hütte abgebrochen und die neue erst zwei Wochen später aufgebaut. In der Zwischenzeit standen auf diesem Track eine Höhle mit drei Schlafplätzen, oder ein Plätzchen zum Zelten zur Verfügung. Man muss schon ein sehr grosser Fan der wilden Natur sein um alle diese Strapazen auf sich zu nehmen, nur um in einsamer Wildnis einige wunderschöne Sonnenauf- oder Untergänge und andere Einblicke in die ursprüngliche Schöpfung geniessen zu können. Das umschreibt denn auch das Ziel von Dale genau. Es soll kein Disneyland im Hinterland von Stuart Island entstehen, sondern da soll noch die ursprüngliche Natur erkämpft und genossen werden. Auf dem grössten Teil der Insel gibt es auch keinen Handy-Empfang. Dafür wird empfohlen einen Rettungssender mitzunehmen, der im Notfall Hilfe herbeiholt. Für die weniger Geübten, wurden jedoch einige kürzere Tracks verbessert, so dass mit normaler Fitness auch ein Städter seine Freude an Stuart Island haben kann.

Mensch und Natur – ein Gegensatz?
Die Arbeit von DoC ist ganz klar auf die Natur und deren Erhaltung ausgerichtet. Nun kann jedoch eine Insel wie Stuart Island, die vom Tourismus lebt, nicht einfach die Menschen ausschliessen. Kompromisse sind gefragt. Jessyca Bernard, die Leiterin des DoC auf Stewart Island ist gleichzeitig Verantwortliche für Beziehung zu den Einwohnern. Manchmal können die Wünsche von Bewohnern einer Gemeinde und die Bedürfnisse der Natur ganz schön auseinander klaffen. Fragen wie: Wachstum der Gemeinde, Ankurbelung des Tourismus, Vermehrung der Angebote auf dem Wasser und zu Lande, verbesserte Transportmöglichkeiten, kommen in Konflikt mit dem Schutz der Tiere, der Wälder, der nachhaltigen Sicherung des Fisch- und Schalentier-Bestandes, Limitierung der Anzahl Hiker auf den grossen Walks um zu starke Abnutzung zu verhindern und das Erlebnis der Abgeschiedenheit zu bewahren.

Jessyca setzt bei Ihrer Beziehungsarbeit hauptsächlich auf Information der hiesigen Bevölkerung. Glücklicherweise sind ihr da die verschiedenen Erfolge ihrer Kollegen, sei es bei der Aussetzung der bedrohten Vogelarten, beim Wiederanbau von einheimischen Pflanzen, oder dem positiven Feedback der zufriedenen Hiker eine willkommene Unterstützung. DoC ist durch sie bei den Sitzungen des Einwohnerrates von Stewart Island vertreten und sucht dort Kompromisse. Jessyca gibt ein regelmässiges Informationsblatt, die D.W. News, über die Tätigkeiten und Erfolge des DoC heraus. Während der Sommermonate treten verschiedenen Exponenten von DoC als Referenten mit Vorträgen über Wildlife und andere DoC Themen im wöchentlichen Abendprogramm auf. Darüberhinaus werden regelmässig Führungen auf Ulva angeboten.

Nach einigen Anfangsdiskussionen zwischen Bevölkerung und DoC haben sich die Wogen zu einem grossen Teil gelegt. Schon wegen der verschiedenen Zielsetzungen werden sicher nicht immer alle einer Meinung sein, aber die Zusammenarbeit zwischen DoC und Bevölkerung scheint auf gutem Wege.
 

Keeper of the wilds
How does it feel to live in a National Park? Since 2002 80 % of Stewart Island belong to the youngest National Park of New Zealand. Exempt are only the township of Oban and its surrounds, where most of the 390 inhabitants live, and a portion of Maori owned land further down the island. Nevertheless there are differing opinions in some of the objectives.

Nature’s concert
For the animals and nature a National Park is unique. We live here with the ever-changing songs of birds, which in other parts of the world do not even exist anymore, or ever have. The Department of Conservation undertakes huge efforts in order to protect endemic plants and to eradicate foreign plants, which became a pest. Not everyone understands the same under pests. Plants that are highly prized in a private garden, like the lovely orange-blossomed Monbretia, the Marram grass, which fortifies dunes in other parts of the world, or the decorative Darwin’s barberry, gorse and other beauties are not welcome guests on Stewart Island.

Some endemic birds like to nest on the ground or not much above it. Some birds, like the Kiwi, the cheeky Weka and the very rare Kakapo can’t even fly in order to build their nest high up in the canopy. The biggest threats to these are the various introduced rats and specially the possum which has been imported for its fur. In Australia possums are protected animals, in New Zealand they are a pest and hated as such. But also stray cats become feral very quickly. Over one or two generations they start to get their natural colour back and become very fierce and threatening to the endemic bird population, as basically all cats are. Even the gentle introduced Red deer and Virginia Whitetail are a threat. They mainly eat native plants, which used to be normal habitat for some birds. Deer are very hard to hunt because the terrain is difficult and overgrown by forest plants such a supplejack, tough, woody and very tangled vine.

The main objective of Brent Beaven, responsible for Biodiversity on Stewart Island and its surrounding Isles, is the preservation of endemic and the breeding of protected animals and plants. Ulva, a small Island in Paterson Inlet has been made pest free some years ago through a radical trapping and poisoning of rats. Immediately plants started to re-grow and birds reappeared which have not been seen for a while on Ulva. DoC has re-introduced a number of threatened birds on Ulva. Amongst others the almost extinct saddleback, the Stewart Island Robin, the Yellowhead and now the Rifleman. We were there when the first Riflemen were released on Ulva. Brent and his Crew caught about 10 birds on Codfish Island, a closed sanctuary Island and flown them via Helicopter to Stewart Island, from where they were transferred with the DoC Boat Jester to Ulva. The newcomers were greeted with a festive ceremony performed by Michael Skerrett, spokesman of the Rakiura Maori, who lifted all tapus and wished the little birds a good start in their new home. Peter Goomes, Chairman of the Ulva Island trust, which partially funded the transfer of the Riflemen, assisted him. Phred Dobbins from DoC then released the birds into freedom. Meanwhile about 30 birds have been released and they seem to feel fine on Ulva.

Two years ago about 30 Saddlebacks were released, today they count already 100 birds on Ulva. Most of the released birds cannot fly over big distances and stay on Ulva. However, some of the cute and clever Robins managed to fly home to Freshwater River. This is an aerial distance of about 20 km mostly over water. Up to then it was believed, that they could only fly about 200 m without having to take a rest. Nature always has some surprises up its sleeve.

Pure Nature on the walking boots
Dale Chittenden is Programme Manager for Visitor Assets. This includes the maintenance of all the tracks, the bridges, the huts the hunter camps. With about 55’000 visitors a year counted in the Visitor Centre this is no mean feat, especially because these visitors mostly come during the short summer season. Most of the visitors enjoy one of the shorter or local tracks to the attractions closer by. About 800 or 1000 however want to undertake one of the Great Walks. This means that they are under way for about 3 to 12 days with their whole household on their backs. The DoC huts are relatively comfortable, depending on the track. All have some sleeping bunks, fresh water tanks and an outdoor toilet. Everything else has to be brought along. Through the extensive use, some of the tracks have become so bogged, that in parts hikers sink in over their knees. DoC only improves the tracks, if it can protect the surrounding nature through the enhancement. The knees of the hikers are not their main concern.

DoC employs about 4000 hours worth of volunteers per year to make sure, that the tracks are safe and the huts in good condition. This year some of the huts have been improved. However, one hut was removed and the replacement came only 2 weeks later. Meanwhile hikers on that track had to sleep in a cave with three bunks or take their own tent. One has to be a big fan of rugged nature to endure all these hardships. The only reward is to enjoy remote wilderness, some lovely sunset or sunrises and some other insights into pristine nature. This precisely defines the goal of DoC and Dale. The intention is not to have a Disneyland in the backcountry of Stewart Island. There should be a rugged wilderness experience for the well-trained and fit hiker. There has to be a struggle before the unspoiled nature can be savoured. Mobile phones do not work on most of the Island. Therefore DoC recommends the use of a locater beacon, which could locate a hiker in distress. For the less fit among us there has been an upgrading on a couple of shorter tracks, so that also medium fit town dwellers can enjoy Stewart Island at its best.

Are Humans and Nature incompatible?
The work of DoC is clearly focused on nature and its preservation. However, humans cannot be excluded on an Island like Stewart Island, which lives mostly of tourism. Compromises are asked for. Jessyca Bernard, Field Centre Supervisor is also Programme Manager responsible for Community Relations with the Stewart Islanders. Sometimes the needs of a community and the ones of nature can be rather conflicting. Questions like: Growth of the community, expnsion of tourism, increase of tourist attractions on land or water or enhanced transport schemes, are in direct contrast to: Protection of animals and forest, and preservation of marine resources, or a limitation of hikers on the Big Walks to protect the quality of the tracks and the experience of the remote seekers.

Jessyca relies in her relationship work mainly on getting Information to the locals. The various success stories of her colleagues such as release of birds, re-planting of endemic plant species or positive feedback from the visitors are a welcome asset to her work. DoC is represented by her in the Community Council meetings and is working on compromises there. Jessyca issues a periodic Information leaflet, the D.W. News, which tells about the ongoing works and the achieved successes of DoC. During the summer months, DoC runs an evening program with various interesting presentations of different fascinating speakers about nature themes as well as guided trips to Ulva Island.

After some animated discussions at the inception of the National Park, issues do not seem so heated up any longer. Yet, because of the different objectives and ambitions the various parties have, not everybody will always be of the same opinion, but a good basis for cooperation between DoC and the community is being built.