Freshwater Landing

23.02.03.     (english)

Gemäss Tiden- und Wetterbericht war die Konstellation für die Expedition zum Freshwater Landing Ideal. Zwei Mal Flut bei Tageslicht, dazwischen liegen 12 Stunden, war die Voraussetzung. Als der Wecker läutete traute ich meinen halbgeöffneten Augen kaum. Es war stockdunkel, zudem nieselte es. Was kann ein Tag schon bringen, wenn der Wecker mitten in der Nacht losgeht? Böses ahnend, hatten wir am Vorabend schon alles bereit gestellt wie bei der Feuerwehr, damit wir nur noch in die Kleider reinschlüpfen mussten und das Bauchtäschlein mit Proviant und den Rucksack mit der Photoausrüstung in unser Auto werfen mussten. Man bemerke die Proportionen. Mit Scheinwerferlicht und Scheibenwischer sind wir zum Golden Beach Hafen gefahren. Glücklicherweise hatten einige Fussgänger Leuchtpunkte auf Ihrer Kleidung, wir hätten sie sonst glatt über den Haufen gefahren.

Das wartende Schiff am Pier war für die Angestellten auf der Salmon Farm bestimmt und verliess den schwankenden Steg gleich. Es wurde langsam hell und wir hatten etwas Zeit um uns umzusehen. Da wurde auch der Grund für den schwankenden Steg ersichtlich. Der Wind hatte die Wellen wieder auf ca. 2 bis 3 m aufgewiegelt. Na bitte, was kann man schon von einem Tag erwarten, der mitten in der Nacht anfängt?

Ian Wilson kam mit seinem Wassertaxi angebraust und wir turnten hinein. Er raste gleich mit 20 Knoten los. Habe ich Euch schon erzählt, dass ich nicht auf die Wilde Maus gehe und mich vor Achterbahnen fürchte? Hier konnte ich einfach nicht ausweichen. Rauf und runter auf dem Wasser war ja kein Problem. Aber rauf und dann durch die Luft segeln und hart aufs Wasser aufdonnern schon. Wasser kann hart wie Beton sein. Es kann ja keine Ewigkeit dauern dachte ich, aber 40 Minuten fühlen sie an wie eine. Als Trost kreuzten wir den Pfad von zwei schwarzen Schwänen die aufzufliegen versuchten. Oder sind Schwäne so etwas wie die schwarzen Katzen auf dem Meer? Nicht daran denken, festhalten. Endlich fuhren wir über die grossen Sandbänke, die vor der Einfahrt zum Freshwater River liegen und das Meer beruhigte sich etwas. Die Fahrt den ursprünglichen Fluss hinauf war einzigartig. Ian legte sein Taxi wie eine Harley in die Kurve, auch hier noch mit 20 Knoten. Er wusste, dass kein Gegenverkehr kommen würde. In vielen Kurven zogen links und rechts baum- und schilfbestandene Ufer vorbei bis zum Landesteg von Freshwater River Landing.

Wir benutzten die waghalsige Hängebrücke über den Fluss und gingen zur Department of Conservation Hütte. Stutzig machten uns die schlammverkrusteten Schuhe und hohen Gamaschen, die allenthalben von der Wäscheleine baumelten. Wir schlugen auch diese Warnung in den Wind und zogen los. Schon die ersten 10 m bereiteten uns auf das zu Kommende vor. Später sagte man uns, dass wir den einfachsten Track gewählt hätten. Nach einigen hundert Metern sahen unsere Schuhe und Gamaschen genau so aus wie die an der Wäscheleine. Glücklicherweise hatte es schon fast 24 Stunden nicht mehr heftig geregnet, es nieselte nur noch etwas, so war im sandigen Teil des Weges das Wasser schon versickert. Es gibt jedoch genügend torfhaltigen Boden, besonders durch die Sümpfe, der uns stolz seinen Wasservorrat präsentierte. Hier hatte vor fast 130 Jahren ein Farmer versucht Schafe zu halten, die aber belehrten ihn eines besseren. Sumpf und Schafe vertragen sich nicht. Der Sumpf ist noch da.

Aus unserer Sicht ist das natürlich ganz anders. Die Landschaft übt einen eigenartigen Zauber aus. Dieselben Büsche, Bäume und zum Teil Tiere leben hier wie in prähistorischen Zeiten. Völlig ursprünglich liegen die Sümpfe zwischen Wald und Hügel; ein ideales Gebiet für Kiwis (die gefiederten).
Am faszinierendsten sind hier jedoch die Vögel. Sobald man zwischen den Bäumen stillsteht, kommen langsam die verschiedensten gefiederten Sänger näher. Wir wussten schon, dass die Fantails, kleine Vögel die Ihre Schwanzfedern zu einem imposanten Fächer ausfahren können, sehr gerne um uns herumschwirrten. Sie versuchen die kleinen Mücken zu erhaschen, die um uns herumfliegen. Dass aber Bellbirds ganz ungeniert Ihre Gesänge wenige Meter von uns in die Welt schmettern, oder aufgeplustert mit einem Rivalen ein tonales Duell ausfechten war uns Neu. Ganz speziell ist jedoch der Toutouwai, der New Zealand Robin. Sobald er uns erspäht kommt er ganz nahe heran, hüpft auf den Boden wo er auch sein Futter findet, folgt uns und macht es sich sogar auf meinem Schuh bequem. Wir haben uns auf 15 cm Nähe Auge in Auge angesehen und er hat sich seelenruhig ablichten lassen. Dies ist kein Einzelfall, die Toutouwai sind alle sehr zutraulich und nicht menschenscheu. Normalerweise sind sie jedoch selten und werden auch in geschützten Parks gehalten, damit die Art erhalten werden kann. Der grösste Feind der Vogelwelt sind die Ratten, welche die Bäume hochklettern und die Nester ausrauben. Glücklicherweise gibt es  in Freshwater nur die Norway Rat, die nicht so gut klettern kann, so haben die Vögel eine Chance. Hier in Freshwater Flats sind  kleinen verspielten und zutraulichen Robins zu hause.

Wir haben immer nach Kiwis Ausschau gehalten und viele Spuren gesehen; Spuren vom Fressen, vom Gegenteil, Nesthöhlen im hohen Grass, Federn und Fuss-Spuren. Es gibt sie also.

Etwa in der Mitte zwischen Masons Bay und Freshwater Landing sind wir dann wieder umgekehrt. Zurück in der DoC Hütte hatten 11.3 km zurückgelegt. Wir sind 3.14 Stunden gegangen und 3.53 Stunden herumgestanden, haben photographiert, die Landschaft bewundert, Kiwis aufgelauert und die Vogelwelt bestaunt. Wir haben sogar Hirschspuren gesehen. Diese erstaunliche Leistung wurde von unserem GPS (auf 5 m genau) aufgezeichnet. Da soll doch noch einmal jemand etwas gegen unsere Fitness sagen! Die erschwerenden Umstände: Sumpf bis über die Knöchel, manchmal etwas Regen und Beats schwere Photoausrüstung. Mit der Wanderung in Masons Bay haben wir jetzt also die 14 km Inselüberquerung fast zweimal geschafft. Saubere Leistung, nicht?

In der Hütte haben sich langsam immer mehr Hiker und Hikerinnen eingefunden. Die meisten haben den North Circuit, einen 6 bis 8 Tage langen Hike, hinter sich und wollten ursprünglich in weiteren drei Tagen zurück nach Halfmoonbay wandern. Allen aber hat der Schlamm auf der Strecke, der bisweilen über 50 cm tief war und bis über die Knie reichte, der Regen und der Hagel der letzten 4 Tage den Rest gegeben. Sie wollten mit dem Wassertaxi direkt zurück. Die meisten hatten irgendwo Kiwis gesehen. Nur Beat und ich nicht, dabei sind wir mitten in der Nacht aufgestanden. Aber eben...

Bis 19.00 Uhr waren es 14 müde Hiker die hoffnungsvoll auf einen Sitz im 8-plätzigen Taxi hofften. Glücklicherweise kam dann noch ein Zweites und alle konnten mit. Eine heisse Dusche, dann ein Bier mit Fisch und Chips war das Wunschprogramm von den Meisten, uns eingeschlossen.

PS: Heute Montag ist es wunderbar sonnig, aber was will man schon von einem Sonntag erwarten, der mitten in der Nacht beginnt....
Freshwater Landing
According to the tide tables and the weather forecast, the constellation for our expedition to Freshwater Landing looked ideal. Two high tides by daylight, in between lie 12 hours, were the basis for our undertaking. When the alarm clock went off, I could hardly believe my half opened eyes. It was pitch dark and it rained quietly. What sort of day can this be, if the alarm clock goes off in the middle of the night? Fearing the worst, we had already prepared everything the evening before, so that we just could slip into our clothes, take the fanny-bag with lunch provisions and the heavy backpack with the photo equipment and throw them into the car. Mark the proportions of the bags. With headlights and windshield wiper on, we went to Golden Bay harbour. Luckily some pedestrians had reflecting clothing, otherwise we would have run them aground.

The waiting ship at the pier was destined for workers of the salmon farm and quickly left the shaking pier. Meanwhile it began to get light and we had some time to look around. Now we became aware of the reason for the moving pier. The wind had increased and the sea had again a swell of 2 to 3 meters. Ok, what can you expect of a day which starts in the middle of the night?

Ian Wilson charged on with his Water taxi and we dropped ourselves in. He sped off with 20 knots. Did I already tell you that I never go on a Merry-Go-Round? In fact I am terrified of Roller Coasters. This time I just did not have a choice. Up and down on the water is not a problem. But up and then sailing through thin air, dropping like a lead balloon unto the water, is. Water can be hard as concrete. It cannot last a whole eternity, I thought; however, 40 minutes can feel like one. As a small consolation we crossed the path of two black swans trying to fly off. On the other hand, are swans the black cats on the sea? Don’t think about it, hold on tight. Finally we arrived over the big sandbanks which bar the entry to Freshwater River at ebb tide and the sea got calmer. The ride up the pristine river was unique. Ian took the river bends just like on Harley. He knew that there would be no oncoming traffic. The boat followed the meandering river with its tree lined edge and grassy borders up to the pier at freshwater Landing.
We crossed over the river on the dicey hanging bridge with its very steep ramps up and down to go to the Department of Conservation hut. We were a bit puzzled by all the mud encrusted shoes and high gamashes hanging under the rafters. We did not heed this warning signal. Already the first 10 meters prepared us for the things to come. Later we have been told, that we chose the easiest track. Already after a couple of hundred meters, our shoes and gamashes looked exactly like the ones in the hut. Luckily it had not rained for 24 hours, it only drizzled slightly. Thus the sandy part of the track was already relatively dry. There is still enough peaty ground, especially amongst the large swamp areas, which proudly presents its conserved water. It was here, that a farmer tried to raise sheep about 130 years ago. Sheep don’t go well with swamps. The swamps survived.

Out of our perspective, of course, everything is different. The scenery has a magical draw. The same bushes, tress and even some animals live here just like in pre historic times. The swamps lie pristine and serene between woods and hills; an ideal setting for kiwis (the feathery kind).


What fascinated us most, however, are the birds. Slowly and gradually various song birds come closer, as soon as one keeps quite between the trees. We knew that Fantails, who can form their tail feathers into a fan, like to be around humans. They try to catch the small insect which swirl around us. What we did not know was, that bellbirds twitter on with their lovely songs close to us, or even get their feathers up to fight a tonal dispute with a rivalling bird. The most special, however, is the Toutouwai, the New Zealand Robin. As soon as he sees us, he fits closer, hops on the ground, where he also feeds and starts to follows us. He even feels comfortable on my shoe. Some of the robins choose a really close little branch to sit. I was able to come as close as about 15 cm and we saw eye to eye, while Beat took some photographs. Robins a very friendly trusting little birds. Normally however, they are rather scarce and are bred in protected parks in order to guarantee their survival. The biggest threat to the birds are the introduced rats. They climb up trees and plunder the nests fo the birds. Luckily in Freshwater there is onlyl the Norway Rat which cannot climb aswell, so the birds have a chance. Here in Freshwater River is the home of the friendly and playful Robin and they are abundant.

We continued our lookout for a Kiwi and have seen many traces: from feeding, from the contrary, nests in the grass, feathers and footprints. They do exist.

We turned back about halfway between Masons Bay and Freshwater River Landing. Back at the DoC hut we had hiked for 11.3 km. We walked 3.14 hours and stood still for 3.53 hours, while we took photographs, admired the landscape, watched for Kiwis and generally admired the birds. We even saw some deer tracks. This astonishing feat, has been recorded by our faithful GPS, exactitude 5 m. I don’t think it appropriate to have any more jokes on account of our fitness, especially taking into account the mitigating circumstances of the mud up to the calves, some drizzle and Beats heavy photo equipment. In addition to the hiking we have done in Masons Bay, we have almost done the Island crossing of 14 km twice. Good show, isn’t it?


More and more hikers assembled in the Doc hut towards evening. Most have done the 6 to 8 days hike over the North Circuit and originally wanted to continue the next 3 days to walk out to Halfmoon Bay. But all have had enough because of the heavy mud, sometimes knee deep and the rain and hail of the last 4 days. They wanted nothing more than go to Halfmoon Bay by water taxi. Most have seen Kiwis on the way. Only Beat and I were not so lucky, despite the fact, that we got up in the middle of the night. But, what have you……

By 7 pm there were 14 tired hikers who waited full of hope for a seat in the 8 persons water taxi. They were in luck, a second taxi arrived, and all got out. A hot shower, then a beer and Fish and Chips; that was the biggest wish of most, including Beat and myself.

PS: Today, Monday, it is wonderfully sunny. But what do you expect of a Sunday which starts in the middle of the night…..