04 – Andalucia Winter
06/07 Auf dem Camping La Rosaleda haben wir nun akzeptablen Internetempfang. Letztes Jahr war es im Versuchsbetrieb auch schon so. Zwölf Monate später sind sie noch nicht viel weiter. Es ist immer noch Versuch. Die Linien sind nicht schnell genug, also können sie auch noch nichts von uns verlangen. Mir soll’s recht sein. Meistens geht alles. Wir verfolgen am Internetradio den Swissairprozess und die Siemens-Verhöre, beides nicht sehr erfreulich. Trotz der Verspätung wegen der Töffreparatur kommen wir genau rechtzeitig zur diesjährigen Romeria de San Sebastian. Letztes Jahr sind wir die ganze Strecke mit dem Pilgerzug mitgegangen. Der Plan war, dass wir am Abend mit dem Taxi zurückfahren würden. Soviel für den Plan. Es gab halt keine Taxis in dem Festtaumel. Wir sind dann die7 km wieder zurückmarschiert und waren nudelfertig. Dieses Jahr haben wir unseren Plan geändert. Wir haben den Vorbeizug der ganzen Pilgerschaft mit tänzelnden Andalusierpferden, sonntäglich herausgeputzten Reiter und Reiterinnen, tanz und singfreudigen Pilgerinnen und Pilgern, noch trinkfreudigerem Begleittross von bunt geschmückten Wagen hinter Pferden, Traktoren, Mähern und Quads vor dem Camping gnädig abgenommen.. Einige Jugendgruppen haben Einkaufswägeli mit farbigen Papierblumen geschmückt und transportieren darin ihre vor allem flüssige Wegzehrung. Dan besteigen wir unsere Harleys und fahren zum Endpunkt der Romeria. Wir finden noch einen Parkplatz gleich beim Festplatz. Wir wollen von da bis zur Hälfte der Strecke dem Pilgerzug entgegengehen. Soviel für den Plan. Wir stärken uns zuerst an einem noch fast leeren Stand mit einem riesigen Stück getoastetem Brot, beträufelt mit erstklassigem Olivenöl und belegt mit Jamon de Serrano für die kommenden Anstrengungen. Nun nehmen wir die Strecke unter die Füsse. Doch schon nach etwa einem Drittel des Weges sitzt Graeme mit Monty, seinem wunderschönen Golden Retriever Rüden am Wegesrand. Er bietet mir seinen zweiten bequemen Sessel an und ich lasse mich nieder. Beat setzt sich zu Monty auf die Hundedecke. Soviel für unsere sportlichen Vorsätze. Schon bald hören wir das Getrappel der ersten Pferde und zwei Polizisten auf Quads fahren an uns vorbei. Das Spektakel kann beginnen. Wir sind uns gewöhnt, dass Monty normalerweise jede Show stiehlt diesmal aber hat Graeme ihn noch übertroffen. Am Samstag Abend hat die Fussballmannschaft von Cadiz gegen Real Madrid gewonnen. Graeme zeigt sich im gelben Cadiz Trikot. Die Vorbeimarschierenden grüssen, johlen und prosten Graeme zu. Ich sonne mich im Abglanz. Beat steht mittlerweile auf der anderen Strassenseite um bessere Fotos schiessen zu können und bekommt von einem Pilger Schinkenhäppchen angeboten. Leider ist nichts mit Sherry trinken dieses Jahr, wir sind ja mit den Töffs da. Gegen Ende des Zuges gehen wir langsam im Tempo der Pilger zum Festplatz zurück. Links und rechts säumen ganze Familienclans die Strasse. Es wird gegrillt und gekocht nach Herzenslust Eine Mamma bereitet in einer riesigen Pfanne ein Paella, von weitem riecht man die gegrillten Rippchen und Steaks. Immer mehr der ermüdeten Pilger driften nach links oder rechts ab. Die Pferde und Maulesel stehen locker zwischen den Bäumen und dösen vor sich hin. Ich will unbedingt eines der Palmherzen probieren, die alle mit viel Gusto aus den Blättern schälen. Entweder habe ich eine Niete gezogen, oder es ist nicht weit her mit dem delikaten Inhalt. Ich hatte grösstenteils juteartige Blätter und sehr wenig Mark in der Mitte. Eine Erfahrung allemal. Zufrieden und müde, wovon wohl? fahren wir zum Camping zurück. Letztes Jahr wurde hier Rosa, der kleine verschmitzte Hundefindling von uns allen verwöhnt. Rosa ist nun schon fast ein Jahr bei ihrer neuen Besitzerin Sabine in Deutschland. Sie hat 2 kg zugenommen, etwas längeres Fell bekommen und ist immer noch so liebenswürdig wie damals. Es geht ihr ausgezeichnet. Yalla/Cannelle die von Deutschen ausgesetzte, Collie/Schäferhündin wurde vom französischen Tanzlehrer adoptiert, war wieder hier und ist nun mit ihren neuen Hundeeltern nach Marokko gereist. Dazu kommt Peppi, Jack Russel ähnlicher Welpe, der von Engländern aufgenommen wurde und nach 6 Monaten in seine neue Heimat reisen konnte. Peppi ist mitsamt Engländern wieder hier und liefert sich mit seinem sehr gutmütigen braunen Labradorkollegen Max die grössten Kämpfe. Max könnte den kleinen Peppi mit einem Kopfschwung über die Mauer werfen, wenn dieser sich in die Lefzen von Max verbeisst. Der schüttelt jedoch nur nachsichtig den Kopf und Peppi macht sich daran Max in die Hinterbeine zu kneifen. Ted hat seinen kleinen schwarzen, portugiesischen Findelhund mit Monty bekannt gemacht. Die beiden liegen einhellig an der Sonne und lassen es sich gut gehen. Alles Erfolgsgeschichten von ausgesetzten Hunden. Davon gibt es hunderte, ja tausende. Die deutschen und englischen lokalen Zeitschriften an der Algarve und in Südspanien sind voll von Anzeigen und Spendenaufrufen von Hundehilfswerken. Ein Tropfen auf den heissen Stein. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich lokale Hundebesitzer um die Veterinärkosten einer Kastration drücken wollen und ihre Welpen lieber in der Nähe einer Touristenstadt aussetzen. Hier finden sie sicher mitleidige Retter. Sally und Ivor planen von Sagres auch hier her zu kommen. Wir haben einen grossen Platz für Ihr Wohnmobil reserviert und erwarten sie am Montag. Im Laufe des Nachmittags bekomme ich ein SMS: Kommen später, haben einen geplatzten Reifen und warten auf den Pannenwagen. Vier Stunden später warten sie immer noch, der Pannendienst kommt nachts um zehn Uhr. Sally und Ivor übernachten an Ort und Stelle und wir erwarten sie am Dienstag gegen Mittag. Am Nachmittag kommt wieder ein SMS: Wir haben wieder einen geplatzten Reifen, kommen später, haben kein Guthaben mehr auf dem Handy. Was jetzt? Sie können nicht mehr weit sein. Aber wenn sie uns ihren Standort nicht durchgeben können, ist auch nichts mit abholen, also nur Warten. Am Mittwoch dann wieder ein SMS, haben 6 neue Reifen, sind unterwegs. Tatsächlich fahren sie gegen Mittag ein. Ihr Wohnmobil, das so viel wie ein kleines Einfamilienhaus gekostet hat, Occasion versteht sich, ist nun zehn Jahre alt. Niemand hat ihnen gesagt, dass die Reifen spätestens alle 6 Jahre ausgetauscht werden sollten, weil sie wegen der UV-Strahlung brüchig werden können. Ausgerechnet jetzt war es soweit. Der Garagist hat glücklicherweise alle Pneus kontrolliert, sonst wären Ivor und Sally noch heute nicht hier. Wir sind wieder voll im Partycircle drin. Einmal kocht Teresa ein chinesisches Curry, dann verwöhnt Jill uns mit Mexikanischen Fajitas, wir bereiten unser allseits beliebtes und bewährtes Moitie-Moitie Fondue zu, eine Indonesische Reistafel folgt von Sonja und Harry und Sally und Ivor laden zu Tapas wozu Fredo warme selbstgeräucherte kleine Makrelen und Austern beisteuert. Da wundert Ihr Euch, dass unser Gewicht nicht mehr so schnell fällt wie auch schon? Wir halten uns aber tapfer und sind viele Stunden zu Fuss am Strand, auf den Klippen oder sonst wo unterwegs. Wir haben dieses Jahr Shiva’s Eyes entdeckt. Das sind kleine ovale Muschelplättchen mit einem spiralförmigen Auge auf der einen Seite und einer Ohrmuschel auf der anderen Seite; Das Auge Gottes und das Ohr des Teufels. Diese Plättchen sind sehr dekorativ und werden vielfach aus Plastik in Schmuck nachgeahmt. Wir haben eine gute Stelle wo wir viele dieser Shivas Eyes finden. Es sind keine Muscheln, sondern die Verschluss-Türe der im Meer lebenden Turbanschnecke. Mit Sally und Ivor schliessen wir uns einem Ausflug nach Sevilla an. Wir besuchen nochmals den Palacio Real, den Alcazar. Wir waren letztes Jahr schon da, hatten aber zu wenige Zeit. Diesmal nehmen wir sie uns. Es ist Regen angesagt, aber wir haben Glück, er hält sich etwas zurück. Der Palast wurde im 14. Jahrhundert teils von maurischen und von einem christlichen König vollständig im maurischen Stil angelegt. Die Gemächer sind prachtvoll verziert mit Blumen arabischen Schriftzügen und Tiermotiven. Die Mauren brachten viel Kultur, Pflanzen (Reis und Zucker), künstliche Bewässerung und schöne Künste. Flamenco, Flur und Städtenamen und Gebäude zeugen noch heute von der hohen Kultur. Andalusien ist von Al-Andalus abgeleitet. Glasierte Kacheln und Ziegel, Damaszenerklingen von Toledo und wunderschöne Gärten mit Wasserspielen sind weiteres Erbgut dieser langjährigen Besatzer von Südspanien. Einer dieser sehr fantasievoll angelegten, weitläufigen Gärten gehört zum Palacio Real in Sevilla. Immer wieder eröffnen sich neue Einblicke in Blumenbeete. Wasser war ein tragendes Element in maurischen Bauten. Mitten im Palast findet sich ein stilles Wasser, das die Proportionen des Raumes und der umgebenden Säulenhalle wiedergibt, Im Garten stehen zahlreiche Brunnen mit Wasserspielen, oder die von Karpfen und Goldfischen bevölkert sind und manchmal in einen Wasserfall münden. Eine künstliche Grotte sitzt inmitten eines kleinen Teichs. Wir verirren uns im Irrgarten und ruhen uns auf farbigen Kachelmäuerchen aus. Rund um den Alcazar winden sich kleine und kleinste Gässchen mit kleinen geduckten Häusern die durch die geöffneten dicken Holztüren einen Einblick in kühle Innenhöfe freigeben. Ein Hof ist voll mit blühenden Topfpflanzen, in einem anderen steht ein alter Ziehbrunnen auf dem ein gusseisernes Gefäss grüne Hängepflanzen baumeln lässt. Das Wetter ändert sich zum Guten und strahlende warme Tage sind auf absehbare Zeit angesagt. Unser Töffradius wird wieder grösser. Zwischen Chiclana und Cadiz liegt ein riesiges Salinengebiet das geschützt ist. Wir erkunden das Gebiet auf kleinen Pfaden. Immer wieder müssen wir über kleine brüchige Schleusen steigen, oder einen wackeligen Holzsteg betreten, der nicht breiter als ein Schuh ist um über die Wasserpriele zu kommen. Immer wieder habe ich das Gefühl aus den Augenwinkeln heraus eine schnelle Bewegung am Boden gesehen zu haben. Wenn ich dann hinschaue: Nichts. Wir setzen uns auf ein halbverfallenes Mäuerchen und packen unser Pic-Nic aus. Heute ist es Kernenbrot aus der deutschen Bäckerei mit Fisch aus der Dose auf einem Salatblatt. Gefolgt von einer sonnengereiften saftigen, süssen Orange. Wunderbar. Aber auch hier fühle ich mich beobachtet. Ich drehe ganz leicht den Kopf zur Seite und siehe da, jetzt habe ich sie entdeckt. Hunderte von Schlammkrebsen. Einige mit einer übergrossen bedrohlichen Schere mit der sie kleinere Krebse bedrohen. Sobald auch nur die kleinste Erschütterung oder Bewegung ersichtlich ist, Schwupps sind sie weg und in ihre Erdlöcher verschwunden. Nach einigen Minuten getrauen sich die Vorwitzigsten dann wieder heraus. Es braucht aber nur eine Möve vorbei zu fliegen, schon sind sie wieder weg. Nur noch die Löcher oder kleinen Erdhaufen weisen auf etwaige Bewohner hin. Auf einer kleinen Anhöhe unter Schirmpinien mitten im Irrgarten aus Prielen, schiffbaren Wasserläufen, aufgeschütteten Dämmen und Bäumen entdecken wir ein weisses Herrschaftshaus. Auf vielen Umwegen gelingt es uns es zu erreichen. Schon beim Näherkommen bemerken wir, dass das Haus einen sehr vernachlässigten Eindruck macht. Es ist nicht mehr bewohnt und zeigt schon Zeichen des Zerfalles. Wir steigen auf die typische Dachterrasse und von da aus noch etwas höher auf einen kleinen Ausguck und überblicken von oben einen grossen Teil der alten Salinenlandschaft. Schade um das Haus, es wäre ein ideales kleines Gästehaus mit Besenbeiz. Ganz in der Nähe liegt Sancti Petri. Das ist, das heisst, war, eine Thunfischfabrik mit vorbildlichen Quartieren für die Fabrikarbeitenden. Die Arbeiterquartiere waren in langen Reihenhäusern mit kleinen Wohnungen und einem langen Zwischenhof angelegt. Die Vorarbeiterquartiere waren schon etwas grösser. Sie hatten geschwungene Einfahrtstore zu den kleinen Zufahrtsstrassen die zu den Haustüren in den aneinander gebauten Häuschen führten. Das Managementhaus war als einziges Mehrstöckig und im neubarocken Stil mit geschwungenem Dach gebaut. Der Hauptplatz und die grosse Zufahrtsstrasse waren von einer Palmenallee eingesäumt. Die anderen, auch alles Naturstrassen, waren mit Schatten spendenden Bäume bestanden.. Die ganze Anlage wurde von 1945 bis 1956 erbaut. Heute liegt das Meiste in Ruinen. Einige wenige Häuser sind noch bewohnt. Fischervereinigungen unterhalten noch zwei traditionelle Gemeinschaftshäuser und die Kirche ist gut unterhalten. Grund dafür ist der Niedergang der Thunfischerei in den Siebzigerjahren. Die Fabrik schloss ihre Tore und die Arbeitenden zogen weg. Nun gibt es zwei km weiter Novi Sancti Petri. Eine Ferienstadt par Excellence. Mit Golfplatz, Reiterhotel, Luxusoasen, Strandpromenade etc. Ein Apartment in einem neu erbauten Resort kostet ca. € 900'000. Ob sich das die ehemaligen Fabrikarbeitenden leisten können? Es sind jetzt auch neustens Wandmalereien mit Tourist = Terrorist aufgetaucht. Gut, dass die Verwaltung an der Costa de la Luz strenge Bauvorschriften erlassen hat und sie auch durchsetzt. Wir zeigen Sally und Ivor die römischen Ruinen der Fischfabrik und Stadt von Baelio Claudia. Wir sitzen gemütlich am Strand und verzehren unseren Pick-Nick, als plötzlich ein dunkler Schatten über uns zieht. Ganz heimlich und leise hat sich eine drohende Regenwolke über die historische Städte geschoben. Wir haben gerade noch Zeit uns unter ein schützendes Dach zu retten, da schüttet es schon in Strömen. Ebenso schnell geht die unangenehme Überraschung auch wieder zu Ende und wir setzen unsere Erkundigungen fort. Die Römer waren sehr tolerant gegenüber anderen Religionen. So hatten sie drei gleichgrosse Tempel für ihre eigenen Heiligen, und gleich daneben einigen grösseren der Isis einer ägyptischen Göttin, geweiht war. Gleich um die Ecke liegt ein anderer historischer Punkt, das Cabo de Trafalgar, wo Lord Nelson die spanische und französische Seeflotte besiegt hatte. Die Küste ist immer noch so beliebt wie zu Urzeiten. Surfer und Kite-Surfer benutzen die ständigen Wellen zum sportlichen Vergnügen. Etwas ernsteren Hintergrund werden die Überbleibesel von zwei grossen Gummibooten haben die an den Strand geschwemmt wurden. Immer wieder versuchen Leute von Afrika an die spanische Küste zu gelangen. Die Gummiboote sehen so aus, als ob sie mit Messern zerschnitten wurden und nicht gekentert sind, also nehme ich an, dass er grösste Teil der Insassen an Land gelangt sind. Täglich fliegen die Militärhelikopter der Spanier die Küste ab. Diese ist aber so lang und teilweise unübersichtlich, dass nicht alle Einwanderer entdeckt werden können. Mit Absingen lauter Lieder macht sich der Karneval auch auf dem Campingplatz bemerkbar. Die Kölner-Gruppe legt so richtig los. Aber mit dem Carneval in Cadiz, dem ausgelassensten in ganz Spanien, können sie nicht mithalten. Die Altstadt von Cadiz ist voll in Narren Hand. Wir werfen uns ins Gewühl. Stände halten gebrannte Mandeln, frisch gemachte Pommes Chips, Baked Potatoes und überall Meeresfrüchte feil. Wir können uns zwar nicht zu den Seeigeln durchringen, aber kleine gebackene Küchlein mit winzigen Garnelen und Petersilie schmecken sehr gut. Wir wandern von Gasse zu Gasse und von Platz zu Platz und entdecken überall wieder andere Gruppen die musikalisch etwas darbieten. Sei es kabarettistisch, politisch, zeitkritisch oder einfach lustig. Wir hören den Veterinären zu, bewundern die zu Damen verkleideten Männer, lachen mit den griechischen Göttinnen und kommen endlich auf die Route der Chöre. Vierzehn Chöre sind unterwegs. Meistens Männer aber es hat auch einige Frauen darunter. Sie stehen auf hohen von grossen Traktoren gezogenen Wagen und fahren auf zwei verschiedenen Routen durch die Altstadt. Ein Chor präsentiert sich als Feuerwehr, ein anderer als Bajazzos, wieder einer hat Kostüme der spanischen Eroberer an, ein weiterer kommt als Schachspiel daher und dann sind da noch die Cowboys und Indianer. Bevor es soweit ist, das sich diese Chöre auf die Runde begeben dürfen müssen sie vor einem strengen musikalischen Schiedsgericht bestehen. Nur die besten 14 werden zum Korso zugelassen. Die Gewinnergruppe präsentiert sich dieses Jahr als Kellner. Auch sie singen von aktuellen Ereignissen oder geben mehr oder weniger Anständiges von sich. Musikalisch sind sie jedoch vom Besten. Ob A Cappella oder im Chor, sind sie alle eine Ohrenweide. Gegen diesen Korso fällt der eigentliche Hauptanlass des Abends, der grosse Umzug, fast etwas ab. Er ist heuer auch kürzer als auch schon. Die Strassenbeleuchtung wird in ganz Spanien kurz nach Weihnachten mit fasnächtlichen Motiven ausgetauscht . In Cadiz hat jede Gasse ihr eigenes Sujet das abends in allen Farben leuchtet. Da sind Hexen mit spitzem Hut, Bajazzos, Augenmasken, Clowns und andere einschlägige Bilder. Wir hatten zwar das Gefühl, dass dieses Jahr weniger Leute in Cadiz den Carneval feiern als letztes Jahr, aber es muss trotzdem viele Besucher gehabt haben. Bei der Heimfahrt muss unser Bus eine gute Stunde im Schrittempo und Stopp und Go fahren, bis wir aus der Stadt heraus sind. Ganz in der Nähe von Conil de la Frontera, unserem derzeitigen Domizil liegt eines der schönsten weissen Dörfer von Andalusien auf einer Anhöhe, Vejer de la Frontera. Der Name de la Frontera weist noch auf die alten Zeiten bis 1492 hin, als hier die Grenze zum Emirat von Granada vorbeiführte. Die Altstadt ist noch sehr von Bauten aus dieser Zeit geprägt. Wir bemerken überall grafische Darstellungen einer verschleierten Frau an der Kirche finden wir ein Relief mit diesem Motiv. Ich stelle mir vor, dass das eine historische Darstellung ist, aber wofür? Eine alte Frau steht in einem Hauseingang und ich frage sie danach. „Ja, sagt sie, früher gingen die Frauen verschleiert aus dem Haus“. „War das zur Zeit der maurischen Herrschaft?“ frage ich. Da lacht sie. „Nein, meine Mutter und ihre Zeitgenossinnen gingen auch so gekleidet auf die Strasse.“ Stellt Euch vor: 600 Jahre nach dem Auszug der Mauren und keine 70 Jahre ist es her, da gingen die alten Frauen hier im erzkatholischen Spanien noch mittelalterlich verschleiert und es passt haargenau zum Strassenbild. Unser Ziel ist el Jardin del Califa, ein marokkanisches Restaurant mit einem versteckten Garten. Wir steigen in einer engen Gasse eine Treppe hinunter und drehen rechts in einen lang gezogenen Innenhof. Dieser ist über und über mit Pflanzenkübeln, hängenden Blumentöpfen und Kletterpflanzen übersät. Die Blumenpracht ist auch im Februar überwältigend. In Vejer gibt es viele Innenhöfe die für Besucher offen sind und jeweils prämiert werden. Dieser hier hat im 2005 den ersten Preis gemacht. Durch diesen Blumentunnel erreichen wir den Garten des el Califa. Ein ruhiger Ort mit alten Bäumen, einem plätschernden Ziehbrunnen und bequemem Gartenmobiliar. Das Haus stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, ist vielseitig verschachtelt und bietet auf allen Ebenen immer wieder neue Ausblicke über das Tal preis. Der Garten liegt 2 Stockwerke unter der bunt gekachelten Plaza Espagna und kein Verkehrslärm dringt hier hinunter. Ich habe einen Tisch für 9 reserviert und wir setzen uns in der Sonne zum Studium der Speisekarte hin. Mezze oder Harirasuppe als Vorspeise? Oder doch lieber einen mediterranen Salat? Zur Hauptspeise ein Cous-Cous mit 7 traditionellen Gemüsen, Rindfleisch und nach Wahl scharfer Harissa Sauce, oder doch lieber ein traditionelles Tagine Gericht mit Gemüse, Kartoffeln und Lammfleisch das in einer Tonform gegart wird? Ich teile einen Teller Mezze mit Sonja und setze auf eine Hausspezialität Pasteles. Das ist ein lauwarmes Gericht. Klein gehacktes Hühnerfleisch mit Mandeln vermischt wird von einem feinen knusprigen Filoteigmantel umhüllt und mit Zimt und anderen arabischen Gewürzen durchsetzt, und zu einem faustgrossen Köpfchen geformt. Das ganze ist leicht süsslich und dazu wird eine Mandel-Olivenöl Sauce gereicht. Beat isst Köfte, das sind Fleischklösschen in Tomaten-Peperonisauce mit pochiertem Ei. Wir bekommen mit Kräutern gewürztes warmes Fladenbrot. Es bleibt noch ein kleiner Platz für marokkanische Petit-Fours oder Baklava, Blätterteig mit Honig und Mandeln, sehr süss. Meine drei Petit-Fours sind ganz ausgezeichnet. Eines, auch mit Filoteig, erinnert stark an Gottlieber Hüpen. Ein anderes, ein Mandelring, ist mit Rosenwasser gewürzt und das Dritte hat eine leichte Dattelfüllung. Dazu trinke ich marokkanischen Tee mit wenig Pfefferminz und auch Rosenwasser aromatisiert. Beat trinkt arabischen Kaffe der mit einem undefinierbaren Gewürz serviert wird, vom Feinsten. Nur Sonja fällt aus dem Rahmen, sie isst einen Schokolade-Bananenkuchen, musste ich natürlich auch probieren, ausgezeichnet. Weil Ivor seit seiner Austerndegustation letzte Woche immer noch krank ist, konnte auch Sally nicht mitkommen. Wir lassen ein Pasteles einpacken und geben der Bedienung Ideen, wie sie die Sauce in Alufolie verpacken kann, damit sie heil ankommt, dazu nehmen wir auch noch drei Petit-Fours mit, das heisst, wir geben sie Harry und Sonja mit, weil wir ja mit den Töffs da sind. Sally freut sich über unser Mitbringsel wie Ivor auch. Für Ivor bringe ich Immodium. Die Tage vergehen im Fluge. Zweimal in der Woche besuche ich für eine Stunde den Spanisch-Unterricht, zweimal kann ich neustens zur sehr professionellen Massage gehen und den ganzen Tag das Internet nutzen. Wenn ich wollte wäre da noch: Yoga, Line Dance, Salsa tanzen, mehr Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung, Boules spielen das alles auf dem oder vom Camping Platz aus. Freitags könnte ich auf den Markt gehen und dann spezielle Tapas Angebote am Strand berücksichtigen, spazieren gehen und Sachen suchen. Dazu kommen ad hoc Einladungen für Drinks, einen Schwatz, Hilfestellung bei Sprachproblemen, Austauschen von Erfahrungen auf anderen Campingplätzen oder mit den „Einheimischen“, mit den vielen Hunden auf dem Platz spielen, zwei Katzenmänner und eine Katzendame beim Anschleichen beobachten, den Frühlings-Vögeln zuhören, den Papagei Bubbles besuchen, die Harley putzen. In der Sonne sitzen und lesen oder Sudoku lösen, die Karte studieren und den nächsten Töffausflug planen, Abwaschen gehen, Beat schicken um Wasser zu holen und ungezähltes mehr. Kein Wunder verfliegt die Zeit und schon wieder sind sechs Wochen verflossen und wir sind auf dem Sprung zum nächsten Ziel in Las Negras im Naturpark Cabo de Gata an der Mittelmeerküste. 04 – Andalucia Winter 06/07 english After 6 weeks of nice weather in Portugal, the wheather in La rosaleda is a bit iffy Despite the delay caused by the repair of my Harley in Faro we were in time for the Romeria de San Sebastian, a pilgrimage from Conil to El Colorado. Last year we walked all the way and back, 14 km, and at the end had sore feet This year, the plan ist to ride with the Harleys to the End and then march half way towards the pilgrims On the way we found Graeme and Monty sitting beside the road. Graeme wore the Cadiz football jersey. Cadiz won over Real Madrid the night before and Graeme was the absolute hero. I sat there and enjoyed some of the adoration which went his way. We then followed the pilgrims back towards the end. The woods were full of people enjoying a BBQ, Paella or Palmitos. Large familys sitting around a fire eating, drinking, their horses tied to the trees. This year there was no Sherry drinking on account of our Harleys. We are awaiting Sally and Ivor whom we have met in Sagres in Portugal. Sally is an acomplished Chef and trained some of the famous TV-Chefs in Great Britain. They travel in a big Motorhome, the size of a bus and should arrive on Monday. Toward evening I get a message, sorry we are delayed, we have flat tire and are awaiting the roadrescue. So we expected them on Tuesday. Towards evening I got another message: Sorry we blew another tire, wont make it today. Wednesday we got a message: Have now 6 new tires and arrive early afternoon, which they did. Ivors Motorhome is now 10 years old. Caravan tires need to be replaced latest every 6 years because of the UV rays, but nobody told Ivor that. We have discovered Shiva’s Eyes, a sort of shell which is very decorative and Jewellery is made out of it . It is said, that on one side is the eye of god, the other side is the ear of the devil. In truth it is the trapdoor of the turban snail. Now we walk miles on beaches in order to find them. We usually take a pick nick and enjoy the warm whather. Our excursions have also led us to Sancti Petri, which is an abandoned fishing town. It has been built betwen 1949 and 1956 for the processing of Tuna. Since the 1970 there is hardly any tuna left and the factory had to close. All the workers of the factory have then abandoned the houses and now they slowly disintegrate. Close by there is a large Nature reserve which was used of old to harvest salt. We enter the maze of little waterways, sluices, swamps and dams. Out of the corner of my eyes I see something moving. When I look closer, there is nothing. I wait a bit and there it comes again. Hundreds of mud crabs come out of their protective hole, but disappear immediately as soon as they notice a movement. In a distance we discover a lovely old mansion. On coming closer, we see that htis too had been abandoned, what a shame it would make a lovely Guesthouse. We visit Trafalgar where Lord Nelson beat the spanish/french Armada in 1805. Today we find two cut up large rubber boats. They are proof of the recent landing from refugees from Africa. The Spanish Military flies daily over the coastline with their helicopters, but they cannot prevent all the landings. Already the romans cherished this coast an had a large fish factoryin Baelo Claudia, near by. The produced Garum, a sauce made out of fish heads and entrails, a delicacy in thos times. The sauce was exported to half the world. Today it is replaced by the Chinese Oister Sauce. Meanwhile the 5th season has arrived, the season of carneval. The Province of Cadiz has the best carneval in all of Spain. We can’t miss that. The old town is full of colourful and festive people. Many are masked. On all squares and in a lot of the streets we meet little groups singing political or satirical couplets. We most enjoy the 14 choirs which stand of big wagons and sing with a lot of enthusiasm. They have beautiful voices and have to pass a test before they are allowed on the street. Each choir wears different costumes: Historical soldiers, Jesters, Chess set, waiters and the Cowboys and Indians. This part of Carneval is better than the official climax, the big cortege, which is much shorter than last years. Close to Conil there is one of the most beatiful white villigaes of Andalucia, Vejer. It was mainly built in the 12th to 14th century by the moors. The old part of the village is still mostly intact. A picture of a heavily black veiled lady is present everywhere, There is even one on the Church. I keep wondering about it and ask ann old women what it is all about. She said, that this way the women used to walk around in Vejer when the wozuld leave the house. I assume that this was in the time of the Morrs, she laughs and says, No, no, her mother used to go out like that. Imagine not quite 70 years ago in good old catholic Spain. We then have a lovely moroccan meal in a sunken, quiet garden of the Hotel El Califa. The best arabic food I have ever tasted. Some of the most beautiful moorish architecture we find in the Palacio Real, the Alcazar in Sevilla. The colourful airy rooms with their lacy stone decorations, cool waterfountaines and secluded gardens are just mindbogling. Specially if one knows, that only part was built by a moorish emir, the rest was built by a christian king using moorish artisans in the 14th century. Time flies. Twice a week a go to spanish lessons, Nowadays I can even get a massage, belong to the party set. If I wanted to I could go to all kind of excursions, take Salsa and line dancing lessons, play Boules, listen to the birds, wath to male cats wooing a lady cat, help fellowcampers with language problems, clean my harley, sit in the sun, plan the next harley ride etc. Now, after 6 weeks here on the costa de la luz, we will move over to the mediterranean to the Cabo de Gata, a camping in the midst of a nature reserve with ist onw little beach. More from there. |