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03 – Algarve Winter 06/07
(english Text at the end of german text)

Ausser der Natur ist das Fort von Sagres die grösste Attraktion. Hier hat im 15. Jahrhundert Heinrich der Seefahrer sein Wissenschaftszentrum für alles rund ums Meer aufgebaut. Dabei entstanden so nützliche Dinge wie: Kompass, Quadrant und andere Navigationsgeräte die es erstmals erlaubten aufs offene Meer hinauszufahren und nicht nur den Küsten nach zu schleichen. Notwendig war dafür auch ein neuer Schiffstyp, die Karavelle, die die Segel verstellen und so auch zickzack Kurs gegen den Wind laufen konnte. Solchermassen ausgerüstet schickte Heinrich seinen besten Navigator, Gil Eanes auf grosse Fahrt. Der bekam jedoch am Cap Bojador bei der Westsahara kalte Füsse und kehrte um. Bis jetzt glaubte man, dass hinter dem Kap Seeungeheuer lauerten, die alles verschluckten, was da angesegelt kam, und Magnete die Nägel aus den Planken zogen, oder die Schiffe einfach den Wasserfall  hinunter ins Bodenlose fielen. Heinrich stauchte den Gil gehörig zusammen und schickte ihn nochmals los und siehe da, nichts war. Ab sofort hatten die Meere ihre Schrecken verloren und der Run auf Entdeckungen konnte beginnen. Mitten im Fort hat Heinrich eine riesige Windrose oder ähnliches aus Steinen hinterlassen, die den Wissenschaftlern Rätsel aufgibt, weil sie 48 anstatt der normalen 32 Felder enthält. Wer weiss, vielleicht war es bloss eine sehr genaue Sonnenuhr, die halbstündlich die Zeit anzeigte?

In Santander haben wir uns eine spanische Telefonnummer zugelegt. Das war einfach, Vodafone gab uns eine Pre-Paid Karte ohne viel Aufhebens und wir laden € 50 drauf. Als Erstes schenkt uns Vodafone €26 Super denke ich, jetzt kann ich zu Lokaltarifen den nächsten Camping anrufen und schauen ob er Platz für uns hat. Der Kredit reicht bis wir wieder zu Hause sind. Wenn ich Ferngespräche machen will, nehme ich die Schweizer Nummer, kostet gleich viel. Beat hat Geburtstag, seine Mutter ruft an, ich bekomme einen netten Anruf von einer Freundin auf die neue Nummer und plötzlich... Guthaben aufgebraucht... Was ist denn jetzt los? Kann ja gar nicht sein, die par SMS und lokale Anrufe die ich getätigt habe. Ich fahre zum nächsten Supermarkt und werde überrascht. Die Verkäuferin kann mein Guthaben nicht aufstocken, weil wir .. ja, eben dämmert’s? Ja, wir sind in Portugal. Wir sind telephonisch im Ausland und da bezahle ich die Telefongebühren auch wenn ich angerufen werde. Das Portugiesische System erlaubt zwar das Laden der Telephonkarte via EC-Karte, an der Supermarkt-Kasse und mit Prepaidkarten, aber eben nur portugiesische. Auch die Post kann nicht weiterhelfen. Mein Kommunikationsgen geht auf Tauchstation und igelt sich ein. 

Nur keine Aufregung, wie immer haben wir auch diese Katastrophe bald wieder im Griff. Es bedingt allerdings eine Fahrt  in die nächste grössere Stadt, Lagos. Die ist sowieso einen Ausflug wert. Eine fast vollständig intakte mittlelalterliche Stadtmauer umfasst den alten Stadtkern am Ribeira da Bensafarim bis zum alten Hafen. Von hier aus segelte der gescholtene Gil Eanes 1434 um das Kap Bojador. Sklaven aus Afrika wurden hier auch versteigert von dem merkt man heute nichts mehr, wenn man einmal von den modernen Sklaven der Technik absieht. Also gleich um die Ecke soll Vodafone ihr Geschäft haben und mich endlich wieder mit der Welt vereinen. Tatsächlich, die tun das auch und nehmen mit einem vorwurfsvollen Blick 15 % der einbezahlten Summe als Gebühren. Nun ja, ich hätte ja eine portugiesische Sim Karte haben können. Zähneknirschend habe ich den modernen Sklaventribut da gelassen. Gleich danach haben wir uns in einen Einkaufstaumel bei Lidls gestürzt. Unsere Weihnachtseinkäufe umfassten auch 2 Schachteln Katzenfutter und 3 grosse Tafeln Schokolade für Manfred, den Katzenmann.

Den heiligen Abend haben wir zusammen mit Ivor und Sally aus England, Peter und Claudia aus Deutschland und Anna und Antonio aus Spanien stimmungsvoll mit Rockmusik am Lagerfeuer mit Spezialitäten aus allen Ländern verbracht. Am ersten Weihnachtstag kam Manfred zu uns zum Abendessen und hat uns aus seinem abenteuerlichen Leben erzählt. Nur so viel, nie wieder Deutschland, mit seinem Flaschenpfand und den ganzen Abzockern. Am Stephanstag haben wir mit Ivor und Sally und Brigitte und Charly eine Töfftour zu einem verborgenen Strand gemacht und dort ausgiebigst gepick-nicked. Von den kleinen Strässchen mit Pockennarben die über die Hügel entlang des Meeres führen haben wir einen sagenhaften Ausblick übers Land und auf’s Meer.

Nach all diesen Festivitäten hat natürlich unser Weightwatcher Program etwas Schlagseite bekommen. Wir sind auf das Freitagswägen gespannt. Resultate natürlich streng geheim. Heute wollen wir wieder mal wandern gehen, aber erst steht uns noch ein ganz besonderes Abenteuer bevor.  Wir sehen im Winter kein Fernsehen und auch keine Krimis, so müssen wir unsere Adrenalinkicks anderweitig besorgen. Beim Aufstehen war der Himmel teilweise von Wolken überzogen, aber die Sonne hat sich durchgesetzt und es war schon sehr warm. Manfred hat uns glaubwürdig versichert: Näääh Du.. heute nicht, Du.... näh, regnen tut’s heute nicht Du. Also stecken wir schnell unsere Bettwäsche in die Waschmaschine damit sie heute Abend auch wieder trocken zur Verfügung steht. Kaum räume ich die Maschine aus, schiebt sich eine dunkelgraue Wand vom Meer her übers Land. Was bleibt uns anderes übrig, wir hängen die rot/gelben Duvetüberzüge und die gelben Leintücher in die auffrischende Brise. Immer noch sehr warm. Wir können es jetzt auch nicht mehr ändern und marschieren mit unserem Luchpaket los Richtung Meer. Schon nach kurzer Zeit verschwinden die schlimmsten Wolken Richtung Norden und wir schöpfen wieder Hoffnung für ein trockenes Bett. Wir wandern entlang der zerklüfteten Klippen und schauen den Fischern auf ihren gewagten Standorten auf den äussersten Felsspitzen zu. Manche haben sich mit Stricken an den senkrechten Felswänden auf halbe Höhe heruntergelassen und hoffen nun auf gute Beute. Einer zeigt uns seinen Fang. Er hat einige Makrelen, Sardinen und eine Dorade gefangen, nicht schlecht. An einem kleinen Strand packen wir unser Mittagessen aus und beobachten dabei Surfer die in der Brandung versuchen die ideale Welle zu finden. Weit hinten am Horizont schiebt sich ein verdächtig aussehender Rüssel von der Wolkendecke Richtung Wasser. Wohin sollen wir flüchten, wenn die Wasserhose auf uns zu kommt? Es hat zwar eine Höhle gleich hinter uns, aber hoch oben auch ein Stück Klippe das nur auf eine gute Entschuldigung wartet um herunter zu stürzen und den Höhleneingang zu verschliessen. Der Rüssel zieht sich wieder zurück, wir sind noch einmal davon gekommen. Mal sehen wie es unserer Bettwäsche geht, bis jetzt hatten wir ja Glück und es hat wirklich nicht geregnet wie Manfred es vorausgesagt hat. Tatsächlich, wir kommen trockenen Fusses nach Hause und können erst noch in Ruhe vor dem Wohnwagen einen Gin Tonic geniessen vor dem Essen. Die Putzfrau meint, so schnell regnet es hier nicht... 

Seit wir in Portugal sind, hatten wir wirklich keinen Regen mehr und es wird täglich wärmer. Für den Sylvester haben wir genügend Holz gesammelt um ein tüchtiges Feuer zu entfachen, aber ohä lätz, die Campingdirektion erlaubt keine Feuer auf dem Boden es muss schon eine Grillstelle sein. Wir haben auf dem Abfallplatz schnell eine Betonplatte und vier Backsteine gefunden die für unsere „Grillstelle“ das Fundament bilden, darauf stellen wir ein verrostetes Eisengerüst vom Campingplatz und fertig ist das Meisterwerk. Der Wachmann beäugt es kritisch aber es ist Regelkonform. Sally und Ivor haben sogar einige Folienkartoffeln auf den Grill gelegt um ihm Authentizität zu verleihen. Beat hat Käsestangen gebacken und ich habe Literweise Sangria angesetzt. In Erwartung des mitternächtlichen Feuerwerks aus Sagres sitzen wir gemütlich am Feuer und unterhalten uns in Englisch, Deutsch und Portugiesisch, wie’s halt jeder kann. Mitternacht geht vorbei, wir stossen an, aber kein Feuerwerk! Haben wir vielleicht die Zeitverschiebung nicht eingeplant? Doch, es schlägt Mitternacht von der Kirche im Dorf. Das sei das Erste Mal sagen alle, die schon einige Jahre hier her kommen, auch der Wachmann weiss nichts Genaues. Wir denken uns, dass aus Sympathie mit England kein Feuerwerk stattfindet, weil dort ja alle Feuerwerke wegen schwerem Sturm abgesagt wurden. Ganz schlüssig ist die Folgerung allerdings nicht.

Den Neujahrstag gehen wir ruhig an. Am Nachmittag beschliessen wir eine kurze Boules Runde einzuschalten und lesen uns das einzige Stück einigermassen gerader Strasse im Camping aus. Wir spielen schon eineinhalb Stunden, da kommt ein älteres Deutsches Ehepaar nach Hause. Ihr Wohnwagen grenzt an unsere Spielbahn. Sie tragen verächtlich Stühle und einen Tisch quer über unsere Spielbahn auf eine leere, sonnige Parzelle und trinken Bier um Bier. Nach einer halben Stunde sind wir fertig (Schweiz – England unentschieden) und setzen uns auch an die Sonne. Da entfalten die braven Teutonen ihren Hegemonialanspruch. Es würde ihnen gar nicht gefallen, wenn wir vor Ihrem Wohnwagen spielten und noch dazu lachen würden. Ernst geht die Deutsche Welt zu Grunde.

Brigitte und Charly aus Deutschland wollen uns einen schönen Strandabschnitt Richtung Aljezur zeigen. Sandra und Charly aus Zürich, Ivor und Sally schliessen sich uns an. Fast zufällig versammeln wir uns mit den Motorrädern und Rollern auf dem einzigen geraden Strassenstück im Camping um bei laufenden Motoren das Notwendige für den Konvoi zu besprechen. Die Teutonen schwärmen aus dem Wohnwagen wie gestörte Wespen um nachzusehen, was jetzt schon wieder in ihre Welt eingedrungen ist. Sie sehen viele lachende Gesichter und dann nur noch die Rücklichter.  Vor Aljezur zweigen wir zur Halbinsel von Carrapateira ab. Auf Naturstrasse kommen wir zu einem der schönsten und wildesten Küstenabschnitte Portugals. Der Atlantik hat die Felsküste unerbittlich bearbeitet und Felsbrücken in vorgelagerte Felsnadeln verwandelt. Die Gischt spritzt Meterhoch an den Felswänden herauf, kein einfaches Revier für die Seefahrt. Trotzdem haben sich die lokalen  Fischer etwas einfallen lassen um ihre Boote in Sicherheit zu wissen. Ein einzigartiger Hafen auf Stelzen ist entstanden. In einer winzigen Bucht, eher einer Felsspalte, steht ein alter Lastwagenmotor der eine Winde antreibt. Mit dieser Winde werden die heimkehrenden Fischerboote auf einen Holzrost gehievt. Auf einer halsbrecherischen Holztreppe steigen wir ganz nach unten. Bei Flut stehen nur noch der Motor und der Rost über dem Wasser. Wenig weiter öffnet sich ein weiter Sandstrand. Es ist das Delta eines Flusses der einmal bis Aljezur schiffbar war und jetzt schon fast versandet ist. Über uns kreisen drei Geier. Mittlerweile haben wir Hunger und steuern den Miradouro von Arrifana an. Die Aussicht ist atemberaubend. Das Restaurant hat keine Karte aber eine Schiefertafel mit einigen Vorspeisen, als Hauptgang werden Steak oder Spaghetti Pescador empfohlen. Wir wären auch mit einem Sandwich zufrieden gewesen, lassen uns aber auf ein Experiment ein. Sandra versichert Johnny, dass Spaghetti NIE mit Knoblauch und Zwiebeln zubereitet würden, speziell nicht in Portugal. Wir geben eine Bestellung für eine Portion Pilze an Rahmsauce und zwei Portionen überbackenen Ziegenkäse als Vorspeise und dann Spaghetti für alle auf. Nach dem Brot und den Oliven kommt als Erstes eine Riesenpfanne voll Pilze. Wir essen alle davon und schmatzen gewaltig dabei. Kein Tröpfchen von der Rahmsauce geht in die Küche zurück, wir müssen nochmals Brot bestellen, damit wir alles aufputzen können. Dann der Ziegenkäse. Ein Gedicht. In Honig getränktes Brot, ein grosses Stück weicher Ziegenkäse darauf ebenfalls mit Honig beträufelt, überbacken, auf Ruccola serviert und mit Nüssen garniert. Wir ahnen schon, da ist ein Künstler am Werk. Nun die Spaghetti. Frisch gemacht mit Crevetten und Muscheln, so grosse haben wir schon lange nicht mehr gesehen, etwas frische Tomaten darauf und mit vielen Kräutlein gewürzt. Ach ja, fast hätte ich es vergessen, natürlich mit Zwiebeln und Knoblauch versetzt.. Da musst Du durch, Johnny! Die Sozias trinken Sangria. Noch ein Kaffe und dann die Rechnung bitte. Der Chef und Koch in  Personalunion bespricht mit uns zusammen die Höhe der Rechnung. Wir haben keinen Einwand, sie fällt eh sehr moderat aus. SFr. 25 pro Person. Kann man nicht meckern. Über all dem Schlemmen ist mehr Zeit vergangen wie wir eingerechnet haben. Auf dem Rückweg scheint uns die untergehende Sonne direkt in die Augen und nach Sonnenuntergang wird es kühl. Unsere Brillen und Visiere beschlagen sich von all der Feuchtigkeit in der Luft. Wir erreichen den Camping zufrieden und vollgefr.....

Wir fahren am späten Nachmittag zum Fischerhafen und sehen den einfahrenden Booten zu, bewundern dien vielfältigen Fang und erfahren dabei dass einige Fischer morgens lange Schnüre mit hunderten von Angeln auslegen und Abends wieder einholen, andere legen Netze aus oder setzen Reusen für Langusten und Krebse. Die Kisten mit den verschiedenen Fischen stapeln sich in der Halle und wir steigen zum Kaffee in den ersten Stock hinauf. Von hier aus können wir die tägliche Versteigerung der Meeresfrüchte ganz genau mitverfolgen. Jede Kiste wird im Computer erfasst, ein guter Preis für jede Fischart festgelegt und aufs Förderband vor die versammelten Käufer gefahren. Jeder der Einkäfer hat ein elektronisches Gerät mit dem er den Preis des für ihn interessanten Angebots festlegen kann. Auf einer Anzeigentafel verfolgen wir jede Kiste. Schwertfische, Tintenfische, Sargo, Flundern, Barben, Haifische, Rochen, Lulas, Doraden und viele, viele mehr passieren die kritischen Augen. Der Zähler für den Preis läuft jeweils rückwärts, bis ein Käufer anbeisst. Die entsprechende Kiste wird in seinen Teil der Halle geschleift und der nächste ist dran. Das alles geht in Sekundenschnelle vor sich. Wir verfolgen die Preise und vergleichen danach die Ladenpreise beim Fischhändler, auf dem Markt oder im Supermarkt. Die Margen der Händler sind sehr klein. Heute sind die Fischer mit ihrem Fang und den Preisen zufrieden. Manchmal entfährt dem Einen oder anderen sogar ein anerkennendes Grummeln.

Der improvisierte Grill kommt uns noch manches Mal zu pass. Wir grillieren Sardinen und Lulas zusammen mit Sally und Ivor zu einem späten Mitagessen. Beides schmeckt vorzüglich. Zum Dessert gibt es auf dem Feuer flambierte Ananas eingelegt in Portwein, und Dreikönigspudding. Übriggebliebener Dreikönigskuchen mit vielen kandierten Früchten wird geschnitten und mit einer Ei-Milchsauce mit etwas Muskat Nuss gewürzt und wenig Butter in einer Backform übergossen und im Ofen gebacken. Super Restenverwertung (Sallys Rezept, meine Backkunst).

Ganz in der Nähe steht wieder einer dieser bronzezeitlichen Monolithen. Von seinem Standort haben wir eine wundervolle Aussicht auf das hügelige Umland und das Meer. Wir spazieren gerne auf dem sandigen Boden zwischen den kleinen Azzaleen, Rosmarin und Ginsterbüschen und entdecken immer wieder neue Blumen. Die Luft ist das reinste Parfüm. Zwischen den Pinien und Eukalyptusbäumen riecht es eher herb, auf den  offenen Flächen eher nach Rosmarin, Thymian und anderen würzigen Pflanzen. Es gibt hier keine Luftverschmutzung. Zwischen New York und Sagres verflüchtigt sich der ganze Zivilisationsgestank.

Unser Nachbar Manfred, der Katzenmann, verzieht sich bei Sonnenuntergang in sein Katzenmobil. Dabei legt er sehr viel Wert darauf, dass all seine Katzen drin sind. Er legt soviel Wert darauf, dass er sich manchmal die Seele aus dem Leib schreit, wenn eine wieder einmal abgängig ist. Meist ist es Heidi, die sich verkrümelt. Heidi ist auch der Name von Manfred’s Frau, von der er seit zwanzig Jahren getrennt lebt, aber immer noch liebt, sagt er. Gestern war es wieder einmal so weit, wir haben ihn quer über den ganzen Platz nach Heidi rufen hören. Dabei verwendet er manchmal nicht ganz salonfähige Ausdrücke. Ehrlich gesagt, dann tönt er wie ein Berserker. Wir waren bei Sally und Ivor und ihrem sprachbegabten Graupapagei Bubbles auf einen Drink. Bei unserer Rückkehr ist uns aufgefallen, dass das Reisemobil das am Nachmittag hinter uns Platz bezogen hatte, nicht mehr da war. Der Besitzer hatte Angst vor den Drohungen des Katzenmannes bekommen und ist auf sichere Distanz gegangen. Manfred hat das am nächsten Morgen königlich amüsiert.  Er kann allerdings zur Zeit nicht lachen, husten, oder andere anstrengende Sachen von sich geben. Obwohl seine grosse Zehe listig durch ein ausreichend grosses Loch in der Socke hinauslinst und alle Hindernisse frühzeitig wahrnehmen könnte, ist er über seine ausgelatschten Schlarpen, Marke Abfallkübel, individuelle Grösse 45/47, gestolpert und hat sich den kleinen Finger ausgerenkt und einige Rippen geprellt. Von Ärzten hält er nichts. Einer seiner Söhne ist Arzt und somit sind alle Gauner. Den Finger hat er sich selber wieder eingerenkt er hat Übung darin. Vor einem Jahr ist er einer seiner Katzen nachgestiegen und vom Baum gefallen, dabei hat er sich ein Knie ausgerenkt. Auch das hat er wieder selbst geflickt. Er gibt zwar den Latschen die Hauptschuld, räumt aber unter Augenzwinkern ein, dass es vielleicht vermeidbar gewesen wäre, wenn er nicht schon seit sieben Uhr früh an der Flasche genuckelt hätte.

Dina, die portugiesische Nachbarin von Sally und Ivor verrät uns ihr Rezept für Cataplana, ein langsam schmorendes Eintopfgericht. Hauptsächlich hat es darin Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl, Fisch, Muscheln, Crevetten. Zum Würzen Pfeffer, Koriander, Petersilie und ein Lorbeerblatt. allenfalls auch Kartoffeln. Vielfach wird es in einem Muschelförmigen, zweiteiligen Kupferkochgeschirr zubereitet. Zum Dessert schlägt sie Nuss- oder Mandelkuchen vor. 4 Eier, zwei Tassen Zucker, eine Tasse Mehl, eine Tasse Oel, zwei geraffelte Karotten und eine Tasse zerhackter Nüsse oder Mandeln. Alles zusammenkneten, in die Backform 1 Stunde bei 190 C backen und fertig ist die Kalorienbombe. Schmeckt Super. Ach ja, danke der Nachfrage, unser Gewicht geht weiter gen Süden.

Wir haben ja schon von den schlechtesten Autofahrern Europas geredet oder nicht? Es ist erwiesen, dass die Portugiesen mehr Unfälle haben als jede andere Nation bis zum Ural. Jetzt wurden auch wir bedacht. Wir haben unsere beiden Harleys gestaffelt hinter einander auf einem Parkplatz vor dem Supermarkt abgestellt und sind in die nahe Bäckerei Meringues für unseren Schweizer Essen mit Sally und Ivor bestellen gegangen. Sally ist eine renommierte Köchin und hat einen der bekanntesten britischen Fernsehköche trainiert. Da wollen wir ja nicht abfallen und planen Älplermaggronen, gefolgt von Meringueglacé. Kaum betreten wir den Supermarkt spricht uns ein junger Portugiese an und bittet hinaus zu kommen. Mir stockt der Atem und mein Arzt hätte keine Freude an meinem Blutdruck. Was für ein Anblick !! Wären wir Hell’s Angels, es wäre der Albtraum jedes Unfallverursachers. Beide Harleys liegen auf der Seite!! Nach einem herzhaften Fluch und einigen schnellen Herzschlägen haben wir uns vorsichtig dem Desaster genähert. Er hätte die Motorräder bei Rückwärtsfahren mit seinem Landrover nicht bemerkt. Beim Aufstellen wurde klar, dass meine Maschine den meisten Schaden abbekommen hatte. Beat’s hat sich in meine Seitentasche verhakt und ist glücklicherweise nicht ganz zu Boden gegangen somit ist er glimpflich davon gekommen. Bei mir hat es das vordere Schutzblech, den Tank, die Seitentasche und am blödesten von Allem, die Vorderbremse erwischt. Alles andere hätte ich in der Schweiz flicken lassen können, aber ohne Vorderbremse lebt es sich schlecht. Also haben wir  jetzt auch den Harley-Händler in der Algarve in Olhao kennen gelernt. Mein Töff wartet jetzt dort auf die Besichtigung der Versicherung des jungen Portugiesen und die nötigen Einzelteile. Wir sind nun  etwas länger in Portugal als geplant.

Das Gute an der Situation, fragt Ihr? In Olhao war just an dem Tag Zigeunermarkt. Wir haben nach Herzenslust alles angeschaut und ausgezeichnete gefüllte Feigen gekauft. Die Frauen schneiden die getrockneten Feigen an der Seite auf und füllen sie mit Mandeln. Eine wahre Gaumenfreude. Zur Feier des Tages haben wir uns noch eine Portion frisch frittierter, heisser Churros mit Zimt-Zucker gegönnt. Es gibt wenig Besseres auf dem Sektor sündhaft süss und fettig.

Sally und Ivor haben Sorgen wegen Bubbles, dem grauen Amazonas Papagei. Seit August reisst er sich alle Brustfedern aus und jetzt fängt er auch am Rücken an. Bald sieht er aus wie ein gerupftes Poulet. Sie haben alles probiert. Babyöl eingerieben, spezielles Futter gekauft, bitteres Zeugs aufgeschmiert, Nichts hat geholfen, sobald sich ein neues Federchen zeigt, schon pickt er es raus bis es blutet. Ein SMS an Bettina, die beste Veterinärin diesseits des Amazonas, bringt eine etwas indignierte Antwort. Nicht jetzt auch noch ein Papagei!!. Letztes Jahr haben wir ja Rosa, das kleine zugelaufene Hündchen in La Rosaleda mit ihr diskutiert. Bettina glaubt, dass wenn alle medizinischen Test negativ ausfallen, Bubbles ein psychologisches Problem hat. Wahrscheinlich fühlt er sich einsam. Von jetzt an besuchen wir Bubbles täglich und unterhalten uns mit ihm. Er pfeift, singt, macht Vögel nach, lacht wie Ivor, spricht wie Ivor, und wen es abends dämmert sagt er Bye-bye und will schlafen. Vielleicht ist Bubbles auch etwas verwöhnt. Jeden Morgen erhält er nacheinander zwei Digestive Biscuits. Danach will er seinen Tee. Aber der muss die richtige Temperatur haben, sonst geht nichts. Er liebt weich gekochte Eier zum Frühstück und macht sich über die gegrillten Sardinenköpfe her, die wir ihm einen ums andere reichen. Nach zwei Wochen bemerken wir eine deutliche Besserung seines Zustandes. Er hat wieder feine Flaumfederchen und die kahlen Stellen werden kleiner. Bubbles hat einen ausgeprägten Charakter. Er kann seine Wünsche bestens äussern. Wenn ihm etwas gefällt, das wir essen oder trinken, gibt er einen Piepslaut von sich und erwartet dann seinen Teil. Wenn er nicht beachtet wird, klopft er auf Holz, wenn dann nicht sofort seinen Wünschen entsprochen wird, geht er in seinen Käfig und zerzaust die Zeitung am Boden. Das bringt dann meist den gewünschten Erfolg. Er möchte gerne überall teilhaben. Wenn er im Wohnmobil ist während wir draussen Boules spielen, singt, pfeift, ruft, zwitschert er und liebt es, wenn wir zurück pfeifen. Ein äusserst liebenswerter Vogel.

Manfred, der Katzemann, erholt sich langsam von seinem Sturz. Einige seiner Schlarpen hat er jetzt mit silbernem Isolierband geflickt. Seiner Individualität kommt auch hier zum Vorschein, er trägt jeweils eine Schlarpe mit Silber und eine die nur noch von einem kleinen Stück Plastikriemen zusammengehalten wird, mal links, mal rechts. Das passt ja auch zu seiner selektiven Sockenwahl, ein Fuss hell, der andere dunkel. Eine Augenweide. Gestern hätte er fast sein ganzes Mobil abgefackelt. Früher hat Manfred in seinem Küchenzelt gekocht, aber sein weiches Herz liess ihn seinen Kocher einem mittellosen Tramper verschenken. Jetzt kocht er im Katzenmobil. Damit nicht alles verstunken wird von den Küchengerüchen legt er jeweils in Handtuch über den Pfannendeckel. Er kocht mit Gas. Gestern, sagt er, wurde es hinter ihm plötzlich sehr warm und auch hell. Ein Vorhang stand schon in vollen Flammen und die Heckscheibe war halb geschmolzen und schwarz. Manfred konnte gerade noch Schlimmeres verhüten. Jetzt hängen die verschiedensten Tücher mit riesigen Brandlöchern über seiner Wäscheleine und seine Haare sind etwas angesengt. Nochmals Glück gehabt.

Zwei bis dreimal täglich rufe ich die Allianz in Lissabon an. Nein, mein Fax ist noch nicht verarbeitet. Nein, mein Fax ist noch gar nicht da..! Nein, auf dem elektronischen Fax sehen sie auch mein drittes Fax nicht. Jetzt hilft nur noch der Supervisor. Anabela ist sehr nett, gibt mir eine andere Faxnummer und verarbeitet meinen Input, allerdings fehlt noch eine Seite. Ich eile wieder zur Reception hinunter, alles im Namen der Gesundheit. Jedes Fax kostet € 11, wohlverstanden. Endlich, am letzten Donnerstag ist der Unfall passiert, diesen Mittwoch wird der Schadeninspektor bei Harley in Faro vorbeigehen. Weil ich Sally und Ivor mit ihrer kaputten Lastwagenbatterie sowieso in die Gegend fahre, schaue ich gleich bei Harley vorbei und treffe den Inspektor. Er schaut alles an, fotografiert alles und geht. Bis Abends immer noch kein Bescheid. Langsam wird die Zeit knapp. Wir wollten schon am Montag nach Spanien, dann haben wir unsere Abreise auf Donnerstag verschoben. Nun sieht es so aus, als ob es mindestens Samstag würde. Humberto von Harley hat schon mal die neue Bremsscheibe von Lissabon kommen lassen und den Tank und den Fender abmontiert. Da kommt der erlösende Anruf aus Lissabon, die Allianz bezahlt. Super, am Samstag holen wir im Vorbeifahren nach Spanien meine Harley wieder ab, sieht Spitze aus. Die kaputte Seitentasche können sie nicht ersetzen und wollen mir einen Gutschein für den Harley-Laden geben. Was soll ich damit. Am Montag soll die Chefin eine Gutschrift auf meine Kreditkarte bewilligen. Mittlerweile sind wir in Spanien angekommen, meine Harley fährt und vor allem bremst wieder wie neu. Humberto ruft mich an. Er hätte schlechte Nachrichten.. Was nun? Ja, die Versicherung hätte angerufen und würde nun doch nicht bezahlen!! Das kann ja nur ein Witz sein. Da muss sich ein Sachbearbeiter ganz zünftig vertan haben. Mehr davon im nächsten Mail

03 – Algarve Winter 06/07 english

Sagres is world known as the chosen home of Henry the Navigator in the 15th century. He supposedly had kind of a maritime University going here where numerous nautical instruments were invented. The instruments enabled the captains for the first time to sail into the high sees without having to stay in sight of land. Henry sent his best Navigator, Gil Eanes, to explore the world behind the horizon. After a while Gil came home. He ony made it to the Cap Bojador, off the West Sahara Coast where he got the jitters. At the time it was said, that behind Cap Bojador lived a great Seadragon which would swallow every ship in ist sight. If you missed that then certainly there were unnatural magnetic forces which would dislodge the nails of your ship and pull you under water. Should you survive this, then there was trhe great waterfall behind the horizon which pulled you into nothingness. Henry gave Gil a thorough lecture and sent him off again. Sure enough, Gil suvived, and the fear of the big seas evaporated into thin air. Then the big time of the discoveries started.

We explore the west coast together with some german and english friends. Two Harleys and three scooters. The cliffs and the dramatic views on the Atlantic from Carrapateira are simply stunning. We discover a minute fishing harbour on stilts. The boats are lifted up on a ricketty little platform since there are no sheltered beaches here. The road gets really dusty and is no more than a piste but the landscape make everything worthwile. We decide to have lunch in a Restaurant in Arrifana on the outermost rock promontory over the sea. There is no Menu, but the Chef explains the options. We choose Spagetthi with Seafood for all and Mushrooms in cream sauce or baked goats cheese with honey as starters. It is delicious, we can’t finish it all.

The fishing harbour in Sagres is run very professionally we visit it late in the afternoon, when the fishing boats come back. They each unload crates upon crates with their catch. The crates are entered into a computer and then put on a conveyor belt. On a Screen the content and proposed price for that crate of fish are shown as well as the name of the boat. Buyers have an electronic device with which they can bid for each crate. The crates are then moved to a section in the hall assigned to the buyer. It is interesting to watch as prices for the same kind of fish can vary depending on the size or supply and demand. Half an hour after the finish of the auction we can buy the freshest fish possible in the fish shop in town. They are best on a charcoal grill. We try Lulas, sort of a smallcalamar, Sardines, Sargo, Lubina and Dorada. We have never eaten better fish than here.

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